Dr. Lester Grinspoon verstorben

Am frühen Morgen des 25. Juni verstarb im Alter von 92 Jahren eine der bekanntesten Persönlichkeiten der Cannabis-Legalisierungsbewegung, der Psychiater und Forscher Lester Grinspoon. Er war jahrzehntelang Professor an der Harvard University und veröffentlichte im Laufe seiner langen Karriere zwölf Bücher über Cannabis, dessen Legalisierung und psychedelische Drogen.

Das vielleicht bekannteste seiner Werke ist „Marijuana Reconsidered“, das erstmals 1971 erschien. Dieses Buch ist eine der umfassendsten und überzeugendsten Erklärungen für die Aufhebung des Marihuanaverbots und erklärt die grundlegende Notwendigkeit, einen legalen Marihuanamarkt zu schaffen. Sein außerordentliches persönliches Engagement und seine Überzeugung spiegelten sich in der Förderung der Cannabispolitik und seiner Arbeit in der Organisation NORML wider. Sein Credo war, dass wir alle verpflichtet sind, Ungerechtigkeit zu bekämpfen, wo und wann auch immer sie uns entgegentritt. In den letzten fünf Jahrzehnten war Dr. Grinspoon der geistige Führer der Marihuana-Legalisierungsbewegung. Wie die meisten seiner Generationen betrachtete er Marihuana zunächst als gefährliche Droge, die verboten werden sollte. Diesen Glauben untergrub kein anderer als sein enger Freund und damaliger Harvard-Kollege, der Astronom Carl Sagan. Er überzeugte ihn davon, dass seine negative Einstellung zum Marihuana offensichtlich falsch war und ermutigte ihn, persönliche Erfahrungen damit zu machen.

Nachdem Dr. Grinspoon in den 1970er Jahren begonnen hatte, sich einen Überblick über die verfügbare Literatur zu verschaffen, kam er zu dem Schluss, dass es keinen Grund gab, Marihuana-Konsumenten zu kriminalisieren. Was allerdings noch wichtiger ist: Er akzeptierte die Ansicht seines alten Freundes, dass Cannabis, wenn es in der richtigen Situation benutzt wird, seinen KonsumentInnen eine bereichernde Erfahrung bieten kann. Schließlich begann Grinspoon selbst in seiner Freizeit Cannabis zu konsumieren, womit er sein Leben ins Gleichgewicht brachte.

Ein tragisches Erlebnis, das ihn und seine Frau Betsy traf, spielte eine wichtige Rolle für sein Credo: Ihr geliebter Sohn Danny erlag als Teenager einem Krebsleiden. Im letzten Jahr von Dannys Behandlung sah der Professor mit eigenen Augen die unglaubliche Wirksamkeit von Cannabis bei der Reduzierung der schweren Nebenwirkungen einer hoch dosierten Chemotherapie. Diese persönliche Tragödie brachte Grinspoon zu der Überzeugung, dass Cannabis eine wertvolle Medizin ist. 1993 veröffentlichte er zusammen mit James B. Bakalar das Buch „Marihuana: Die verbotene Medizin“, in dem er sich, um sein volles therapeutisches Potenzial auszuschöpfen, für die Legalisierung von Cannabis aussprach.

Grinspoons wissenschaftliche Referenzen machten es unmöglich, seinen frühen Einsatz für Cannabis und dessen Legalisierung zu ignorieren. Er war als Sachverständiger in mehreren Ausschüssen des US-Kongresses und etlichen staatlichen Gesetzgebungsausschüssen tätig. Die Drug Policy Foundation verlieh ihm 1990 für seine Arbeit den Alfred R. Lindesmith Preis. 1999 stiftete das Direktorium von NORML den Lester Grinspoon Award, der als höchste Anerkennung der Organisation für herausragende Arbeit im Bereich der Marihuana-Rechtsreform verliehen wird. Der erste Preisträger war natürlich Grinspoon selbst. Der Professor war mehrere Jahre lang der Vorsitzende des Direktoriums von NORML und blieb bis zu seinem Tod Mitglied des NORML-Beirats. Es ist Dr. Lester Grinspoon zu verdanken, dass NORML darauf beharrte, dass die Cannabispolitik auf einer wissenschaftlichen Grundlage ruhen muss. Er ermöglichte es der Organisation, sich an einer informierten öffentlichen Debatte zu beteiligen, die zu immer längeren Liste von Bundesstaaten führte, die den verantwortungsvollen Umgang mit Marihuana legalisierten.

Möge er in Frieden ruhen.

Quelle: norml.org

You can share this: