Digitaler Grastaler

Es ist ja bekannt, dass Silk Road, die erste Adresse im Online-Schwarzmarkt, die letztes Jahr im Herbst abgeschossen wurde, vor rund einem Monat neu gestartet wurde und seitdem wieder Drogen vertickt. Nun, von der Legalisierung in Colorado beflügelt, taten sich ein paar findige Geschäftsleute mit einem neuen digitalen Zahlungsmittel hervor: mit der Idee des PotCoins, der den legalen Erwerb von Marihuana online erleichtern soll und SilkRoad einen größeren Teil des Grasmarktes abnehmen könnte. Die Verwirklichung dieser Vorstellung wird einerseits damit begründet, dass viele Kunden in den Hanfläden nicht gern ihre Identität preisgäben und andererseits die Banken sich weigerten, in irgendeiner Form bei der Abwicklung des Geldverkehrs, der aus dem legalen Grasbusiness resultiert, teilzunehmen. Das Ziel der Gründer von PotCoin ist jedoch weiter gesteckt. Sie möchten die Anerkennung ihres digitalen Zahlungsmittels und damit die Erleichterung des Geldverkehrs in allen legalen Cannabisgeschäften, ob zu medizinischen Zwecken oder zur Entspannung, von Colorado über Vancouver bis nach Amsterdam erreichen. Obwohl die Webseite schon am 21. Januar um 4:20 Uhr registriert wurde, kündigten die Gründer an, ihre Identität erst im April zu offenbaren – wenn das neue Zahlungsmittel auf den Markt kommt. Die Gründer geben zu, dass die Kontrolle über die sogenannte Kryptowährung begrenzt ist, und halten es daher für möglich, dass einige sie auch zum Kauf illegaler Drogen benutzen, vertrauen aber darauf, dass es nicht viele sein werden. Hier könnte die Befürchtung wach werden, dass das Projekt nichts anderes sei als eine schlaue Finanzoperation, die das Legale mit dem Illegalen vermischt, dass der PotCoin einen Teil des illegalen Marktes herausbreche – unter dem Deckmantel, nur die Transaktionen auf dem legalen Markt erleichtern zu wollen. Gegen diesen Vorwurf setzt sich der Erfinder des PotCoins mit dem Argument der Transparenz zur Wehr: Sie würden eine Datenbank über die Besitzer von PotCoins erstellen und Kunden, die illegale Transaktionen durchführen, ausschließen. Zudem könnte die Inbetriebnahme der Datenbank Grund genug für Kunden des Schwarzmarkts sein, die Währung zu meiden. Schlussendlich ist es ein gewagtes Unternehmen, das viele Fragen aufwirft. Ob der PotCoin die an ihn geknüpften Hoffnungen erfüllt, wird sich erst im Laufe des Jahres herausstellen.

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