Die Lüge hinter dem Drogenkrieg
Die Wurzeln des Drogenverbots sind weithin bekannt. 1971 rief Präsident Richard Nixon den Krieg gegen die Drogen aus, der bis zum heutigen Tage weder gewonnen noch aufgegeben werden konnte. Weniger bekannt ist jedoch die Tatsache, dass der Krieg gegen die Drogen nur ein zweitrangiges Ziel für Nixon darstellte. Ein 1994 geführtes Interview, das trotz seines wichtigen Inhalts bisher nicht veröffentlicht wurde, kam jetzt ans Tageslicht. Darin befragte Dan Baum Nixons führenden Berater John Ehrlichman, der nach dem Watergate-Skandal anderthalb Jahre im Gefängnis verbrachte. Der zum Zeitpunkt des Interviews schon betagte Ehrlichman hatte nichts mehr zu verlieren und plauderte interessante Details zur Strategie Nixons aus:
„Sie möchten also wissen, worum es dabei in Wirklichkeit ging? Nixons Wahlkampagne 1968 und später die Regierung Nixon sahen zwei Gegner: die gegen den Krieg eingestellte Linke und die Schwarzen. Verstehen Sie, was ich sage? Sie wussten, dass sie gegen die Pazifisten nicht mit einem Verbot vorgehen konnten, genauso wenig gegen die Schwarzen. Es gelang ihm aber, dass die Menschen Marihuana mit den Hippies assoziierten und Heroin mit den Schwarzen. Als sie dann beides verboten, konnten sie beide Gemeinschaften zerrütten. Ihre FührerInnen konnten verhaftet werden, man konnte Razzien in den Häusern durchführen, ihre Treffen verhindern und sie jeden Abend in den Nachrichten verleumden. Ob wir wussten, dass wir bei den Drogen gelogen haben? Sicher wussten wir das.“
Wie ist es möglich, dass ein Interview von solcher Tragweite, das die Anti-Drogen-Ideologie zum Einsturz bringt, jahrzehntelang der Öffentlichkeit vorenthalten blieb? Dan Baum erklärt, lautet, dass sein 1996 erschienenes Buch „Smoke and Mirrors. The War on Drugs and the Politics of Failure“ keines seiner Interviews enthielt. Er habe die LeserInnen mit Tatsachen auf dem Laufenden halten wollen, deshalb habe es nicht gepasst. Das Interview erschien erstmals 2012 in einer Sammlung mit dem Titel „The Moment“ und blieb damals ohne besonderes Echo. Das Zitat gelangte jedoch an prominente Stelle in der Aprilausgabe des Harper’s Magazine.
Der Krieg gegen die Drogen basiert auf einer gewaltigen Lüge. Nicht aus Sorge um die Gesundheit der Menschen hat man ihn erklärt, sondern aus reiner Machtgier.