Die Kunst der Geschmacksschöpfung

In memoriam Franco Loja

Cannabis ist eine der vielfältigsten und geheimnisvollsten Pflanzen auf der Welt, mit tausend verschiedenen lokalen Sorten und Kreuzungen. Die natürliche Diversifizierung über die Jahrhunderte veränderte sich mit der Einmischung des Menschen, der die Pflanze seinerseits vermehrte und veredelte. Dies sorgte für eine permanente Evolution bei den Cannabinoid- und Terpenkombinationen. Zahlreiche erfahrene KonsumentInnen glauben, dass diese Vielfalt der wichtigste Faktor für unsere Fähigkeit ist, über lange Zeit den Geruch des Cannabisrauchs und seine Wirkung mit minimaler Toleranz zu genießen. In Wirklichkeit verringert sich bei den meisten regelmäßig Konsumierenden – wenn stets die gleiche Sorte gebraucht wird – nach zwei Wochen das Erlebnis und eine Erhöhung der Menge ist nötig, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Die Dosis muss man jedoch nicht erhöhen, wenn man ständig andere Sorten benutzt, zudem erweitert man damit seine Erfahrungen von Geschmack und Aromen.

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Auch wenn die wunderbare Vielfalt des Cannabis dem Konsumierenden fast unbegrenzte Geschmackswelten eröffnet, kommt es selten vor, dass er gleichzeitig zwei bis drei Sorten zur Hand hat, in erster Linie wegen der Illegalität des Produkts und den damit verbundenen logistischen Anforderungen. Die Kunst des Mischens kann zu einem wirkungsvolleren Konsum mit größerem Erlebniswert verhelfen.

Grundsätzlich gibt es zwei Gebiete, in denen das Mischen den Genuss und die Zufriedenheit steigern kann: Geschmack und Wirkung. Wenn wir die Arten des Mischens untersuchen, müssen wir im Interesse eines perfekten Aromas anmerken, dass wir die Cannabissorten in vier verschiedene Geschmacksrichtungen einteilen können: süß, bitter, sauer und würzig. Die Geschmackswahrnehmung kann individuell differieren, wie auch die Beschreibung der dominanten Aromen einer Sorte. Wenn diese Aromen festgestellt wurden, besteht die wahre Kunst in der optimalen Mischung, wobei es darum geht, Mängel auszugleichen oder zu sehen, wie sie sich am besten ergänzen.

Verlassen wir also das Gebiet der gewöhnlichen KifferInnen und treten ein in das Restaurant der „sophisticated smokers“, bei denen die Seele der Küchenchef ist und das Herz der Sommelier.

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Meine persönlichen Lieblingsmischungen sind folgende:

Hawaiian Snow und Arjan’s Haze #2: Eine reine Sativa-Mischung, in der der süßliche Geschmack gebratener Zwiebeln des Hawaiian Snow perfekt den würzigen Rauch des Arjan’s Haze #2 hervorhebt.

White Rhino und Bubba Kush: Ich nenne es Obstmix: Das Aroma beider Sorten ist fruchtig und süß, bei unterschiedlichen Hintergrundaromen, die sich hervorragend ergänzen.

Strawberry Haze und Lemon Skunk: Ein wirklich freudiges Erlebnis, bei dem die dominante Zitronenseite vollkommen von der Weichheit des erdbeerigen Haze aufgehoben wird. Das ist eine meiner Lieblingsmischungen zum Frühstück, wenn unsere Geschmacksknospen noch auf der Höhe ihrer Schmeckfähigkeit sind.

Der zweite wichtige Faktor beim Mischen ist die geeignete Kombination verschiedener Cannabinoidprofile, um die erwünschte Wirkung zu erzielen. CannabispatientInnen wissen am besten, dass das persönliche Erleben sehr unterschiedlich sein kann. Die medizinischen Eigenschaften des Cannabis hängen zudem ausgesprochen von der Sorte ab und die Kombination verschiedener Sorten kann die wohltuende Wirkung insgesamt erhöhen. Dies ist dem Zusammenspiel der Cannabinoide zu verdanken sowie den Cannabisrezeptoren im Gehirn, sodass wir über eine schnellere und bessere Reaktionsfähigkeit aus diesem Zusammenspiel für uns einen Vorteil ziehen können.

Es ist schwer einen Rat zu geben, aber durch persönliche Erfahrung mit Hyperaktivität und Schlafstörungen habe ich einige erfolgreiche Kombinationen gefunden:

Die beruhigende Mischung: White Rhino und Super Silver Haze. Die Mischung dieser beiden Sorten hilft schnell einzuschlafen, wenn man durch übertriebenen Stress keine Ruhe findet – und ich bin nicht der Einzige, dem es so geht.

Die Partymischung: Super Lemon Haze und Alaskan Ice. Dieser Mix stimuliert meine kompletten Hirnzellen und bringt Minuten wunderbaren Gekichers. Die Energie des Cannabis strömt herab, außerdem regt es den Appetit an.

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Die „Ich habe gekifft, bleibe aber produktiv“-Mischung: A.M.S. und Arjan’s Haze #1. Diese Mischung ist besonders fein, sie erzeugt ein großes „High“ mit lang andauernder Wirkung, die einen stundenlang begleitet. Man erreicht einen Zustand, in dem man bekifft ist, aber gleichzeitig vollkommen handlungsfähig.

Die optimale Methode, um die deinem Geschmack und deinen medizinischen Ansprüchen am besten geeignete Mischung zu finden, ist das Experimentieren, denn die jeweiligen Wirkungen sind zu subjektiv, um sie zu verallgemeinern. Darüber hinaus müssen wir alle Erkenntnisse, die uns die Medizin und die Wissenschaft vorenthalten, selbst entdecken.

Es ist unser gutes Recht, die Pflanze zu benutzen, aber es liegt dabei in unserem Interesse und wir tragen die Verantwortung dafür, es weise zu tun.

Frieden, Liebe und THC!

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