Der Anbau breitet sich aus

Angesichts der günstigen Gesetzeslage darf man sich nicht darüber wundern, dass in Tschechien und Spanien der Begriff des Grasdealers bald nur noch in völkerkundlichen Lexika zu finden ist, denn jeder Hanfliebhaber baut selbst für sich zu Hause an. Erstaunlicher ist es jedoch, zu sehen, dass ein ähnlicher Trend sich in Ländern mit strenger Drogenpolitik feststellen lässt – wie in Schweden und den Niederlanden.

Nach Angaben der schwedischen Polizei vervierfachte sich die Menge des zu Hause angebauten Marihuanas. Dem strengen Klima zum Trotz verwandelt sich das Land in einen Selbstversorger. Das Schwedische Nationale Ermittlungsbüro erreichen jährlich 600 Anzeigen wegen illegalen Cannabisanbaus. Zum größten Teil handelt es sich aber nicht um die Anfang der 2000er Jahre charakteristische, ausgedehnte Landwirtschaft, sondern um reine Kleinplantagen.

Nach Informationen der Polizei wird nicht von Gruppen, sondern in der Regel von Personen angebaut, die sich selbst versorgen – in ihren eigenen Wohnungen, mit importiertem Saatgut und Belüftungssystemen zur Neutralisierung des Geruchs. Der Überschuss wird manchmal an andere Gruppen weitergegeben, die ihn unter ihren Klienten vertreiben. Obwohl das letzte Glied im System nicht willkommen ist, verdankt man es den zu Hause Züchtenden, dass die Importe aus dem Ausland auf minimale Mengen zurückgegangen sind.

Das Tempo der Italiener ist noch rasanter. Während der Drogenkonsum von Jahr zu Jahr leicht rückläufig ist, zeigt die Zahl der beschlagnahmten Hanfplantagen ein Wachstum von 1.290% in den letzten Jahren, das ist eine Verdreizehnfachung. Der beim Konsum eingetretene Rückgang ist der Tatsache zu verdanken, dass die Italiener immer seltener die früher verbreiteten Rauschmittel wie Ketamin oder Ecstacy konsumieren. Dadurch, dass die Menschen sich für den Konsum mit dem geringsten Risiko entscheiden, erschüttern sie auch die Herrschaft der organisierten Kriminalität – der italienische Drogenzar geriet angesichts der aktuellen Daten in Panik. Zum vollkommenen Glück fehlte nur noch die Legalisierung des Anbaus zu Hause.

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