Das französische Experiment geht an den Start

Am 28. Mai gab der französische Senat dem medizinischen Cannabis fast einstimmig grünes Licht. Dies bedeutet praktisch den Start des Experiments, doch muss man noch auf die ärztlichen Verschreibungen warten. In den nächsten zwei Jahren, bis zur endgültigen Genehmigung durch das Gesundheitsministerium, ist ein Testlauf zu erwarten, der sich auf nur wenige PatientInnen erstreckt. In der Probezeit, die voraussichtlich bis Mitte 2021 dauert, müssen die Franzosen/Französinnen so lange aus anderen Ländern Cannabis und Produkte, die dessen Wirkstoffe enthalten, importieren. Erst danach wird die nationale Versorgung aufgebaut sein. In der Zwischenzeit wählt der Staat die französischen Produzenten aus, die nicht nur den Anbau der Pflanze erlernen, sondern auch den europäischen Qualitätsvorschriften entsprechen müssen. Im Dezember vergangenen Jahres bezeichnete das Nationale Komitee für die Sicherheit von Pharmaprodukten die Anwendung von Cannabis bei folgenden Krankheiten und gesundheitlichen Zuständen für einsetzbar: Krebs, bestimmte Typen der Epilepsie, Multiple Sklerose, palliative Versorgung und Schmerzen. Nach vorläufigen Schätzungen können bis zu 1 Million Personen betroffen sein, aber mit der wichtigen Einschränkung, dass der Einsatz von Cannabis nur dann infrage kommt, wenn die PatientInnen nicht ausreichend auf die gewöhnliche Therapie reagieren. Die ÄrztInnen können also Cannabis nur als allerletzte Möglichkeit verschreiben, wenn alle anderen zur Verfügung stehenden Therapiemöglichkeiten versagt haben. Bei einer Senatsdebatte am 28. Mai verkündete der Senator der Grünen Partei, dass der Kreis der förderungsfähigen PatientInnen wahrscheinlich vergrößert werden müsse. Wie bei jeder Zulassung zum medizinischen Gebrauch wurde auch in Frankreich die Frage nach dem Freizeitgebrauch aufgeworfen. Die Fachleute halten einen Missbrauch für ausgeschlossen, denn nach Meinung des französischen Beobachtungszentrums für Drogen und Drogenabhängigkeit wird das medizinische Cannabis weniger THC enthalten, als das für den Freizeitkonsum benutzte. Fraglich ist jedoch, ob es damit allen Bedürfnissen der PatientInnen gerecht wird.

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