Colorado: Jugendliche kommen schwerer an Gras als an Alkohol

Eine der größten Ängste vieler Menschen besteht darin, dass die Legalisierung einen schlechten Einfluss auf Jugendliche hat und sie dadurch leichter an Marihuana kommen könnten. Die Erfahrungen aus den US-Staaten beweisen, dass diese Befürchtungen nicht gerechtfertigt sind. Obwohl gesetzlich festgelegt ist, dass nur Erwachsene Cannabis kaufen können, wissen wir, dass findige Jugendliche stets versuchen, solche Regeln zu umgehen. Davon ging auch die staatliche Marijuana Enforcement Division (MED) in ihrem Test aus, zu dem sie Jugendliche in Geschäfte schickte, um zu überprüfen, in wie vielen Fällen es ihnen gelingt, Marihuana zu kaufen. Aus dem Jahresbericht 2017 der Behörde geht hervor, dass 95 Prozent aller Geschäfte die Probe bestanden und den Jugendlichen nichts verkauften. Die jugendlichen PrüferInnen suchten insgesamt 264-mal Geschäfte im Staat Colorado auf. Insgesamt 13-mal gelang es ihnen, Cannabis zu kaufen. Das entspricht etwa 5 Prozent der Versuche. Alle übrigen Geschäfte komplementierten sie hinaus, da sie nicht mit gültigen Papieren belegen konnten, älter als 21 Jahre alt zu sein.

Der Leiter der MED begrüßt, dass sich die Zahl gegenüber 2016 weiter verbessert habe, ist aber immer noch nicht zufrieden. Daher verstärke man die Kontrollen, darüber hinaus würden Geschäftsleitung und Angestellte in Sachen Vorschriften fortgebildet. Nur zum Vergleich: In 6 Prozent der Tabakläden und in 11 Prozent der Spirituosengeschäfte erhielten Jugendliche die gewünschten Waren. Das bedeutet, dass die Cannabisläden im Vergleich jetzt schon besser abschneiden. Es wäre interessant, diese Ergebnisse auch mit entsprechenden Studien in Ländern zu vergleichen, in denen Cannabis verboten ist. Ein Blick nach England bietet sich an, wo seit Jahren berichtet wird, dass sich die risikoreichsten Cannabissorten ausbreiteten. Sorten mit hohem THC- und niedrigem CBD-Gehalt wirken stärker, weshalb sie den SchwarzmarktkundInnen das Gefühl geben, etwas Gutes für ihr Geld bekommen zu haben. Das rächt sich jedoch, denn das Risiko mentaler Symptome ist bei diesen Sorten stärker – sie können beispielsweise Angstbeklemmungen und psychotischen Reaktionen auslösen. Das enthaltene CBD hat nämlich die Aufgabe, die unangenehmen Wirkungen des THC auszugleichen – was nicht geschieht, wenn zu wenig CBD enthalten ist.

In Colorado kann jede/r KundIn die Cannabissorte gezielt wählen und zum Beispiel hammerharte Sorten vom Schwarzmarkt meiden. Jugendliche haben in der Illegalität keinen Schutz, denn Dealer verlangen von ihren KundInnen keinen Ausweis. Nach einer Online-Erhebung von Global Drug Survey dauere es bei einem Drittel der englischen und schottischen Befragten gerade einmal eine halbe Stunde, bis der Dealer vor der Tür stehe. 15.000 KokainkonsumentInnen aus aller Welt hatten den Fragebogen ausgefüllt, und ein Drittel von ihnen erklärte, dass sie jederzeit innerhalb von einer halben Stunde Drogen bekommen könnten. Nach den Ergebnissen der Untersuchung konkurrierten die Dealer nicht nur bei der Qualität der Ware um die Gunst der KundInnen, sondern auch in Bezug auf den erleichterten Zugriff und die Schnelligkeit der Lieferung. Hinsichtlich des Tempos liegen Länder, in denen Cannabis verboten ist, vorn. Hier werden Bestellungen jedoch ohne jede Altersprüfung ausgeführt und der Stoff ist von zweifelhafter Qualität. Keiner zahlt Steuern oder Beiträge zur medizinischen Versorgung. Welches System ist da wohl sympathischer?

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