Charlotte wirft ihr Netz aus
Sicher erinnern sich manche noch an den Fall von Charlotte Figi, die durch das Dravet-Syndrom, eine schwere Form der Epilepsie, Aufmerksamkeit erregte, sowie durch die Tatsache, dass nach dem gegenwärtigen Kenntnisstand die wirksamste Methode zur Bekämpfung der Symptome der Konsum von Cannabis mit hohem CBD-Gehalt darstellt. Heute können Tausende an der erlösenden Therapie partizipieren.
Charlotte war erst fünf Jahre alt, als sich bei ihr die ersten Anzeichen des Dravet-Syndroms zeigten. Sie hatte wöchentlich 300 epileptische Anfälle und die verzweifelten Eltern, die alle Therapiemöglichkeiten ausprobiert hatten, kamen auf die Anwendung von Cannabis mit hohem CBD-Gehalt. Als sie eine sofortige Besserung sahen, taten sie sich nach einer zuverlässigen Quelle um und wandten sich an eins der Hauptunternehmen für die Cannabiszucht zu medizinischen Zwecken in Colorado. Die Brüder Stanley empfahlen Öl aus Cannabis und den Nutzhanfhybrid „Hippie‘s Disappointment“. Der Name besagt, dass die Sorte einen niedrigen THC- und einen hohen CBD-Gehalt hat, weswegen man sich mit ihr nicht bekiffen kann und sie für den rekreativen Gebrauch ungeeignet ist. Die Anfälle des Mädchens reduzierten sich innerhalb kurzer Zeit auf drei bis vier im Monat und die Produzenten tauften ihre Sorte aus Marketingerwägungen in Charlotte‘s Web um. Die Non-Profit-Organisation Realmof Care gab Ende Oktober bekannt, das nunmehr legendäre Charlotte‘s Web 3000 neuen Patient/innen zugänglich zu machen. Die vollständige Warteliste umfasst 12.000 Personen, von denen fast drei Viertel die Sorte schon getestet haben. Die CBD-reiche Variante hat in mehr als der Hälfte der Fälle die Anzahl der Anfälle bedeutend gesenkt, und bei 13% von ihnen verschwanden sie vollkommen. Zur gleichen Zeit begann das Texas Children‘s Hospital als erste Einrichtung, das Cannabisextrakt Epidolex, das neue Produkt von GW Pharmaceuticals, einzusetzen. Die Flüssigkeit wird nicht synthetisch hergestellt, sondern aus Cannabisöl extrahiert. Es enthält kein THC, sondern nur CBD. Tests mit Kindern und Jugendlichen, die unter dem Dravet-Syndrom leiden, sind im Gange; Ärzte berichteten schon nach kurzer Zeit von positiven Ergebnissen.