CBD-Öl gegen Tinnitus
„Nach dem Vaporisieren ist das Ohrensausen wie weggeblasen“
Nur wenige Menschen wissen, dass man mit den Inhaltsstoffen des Cannabis anhaltendes Ohrensausen, das oftmals Schlafstörungen verursacht, behandeln kann. Unser Interviewpartner fand nach fünf Jahren erfolgloser Behandlung mit unterschiedlichen Medikamenten ein Öl, das CBD und CBN enthält, und das sofort wirkte. Daneben kurierte es weitere Symptome: chronische Schmerzen durch einen Bandscheibenvorfall und eine Prostataentzündung.
Medijuana: Mit welchen Symptomen hattest du zu kämpfen, bevor du die Cannabistherapie entdecktest?
Carlos Leiva: Das erste Symptom war Tinnitus, eine ständige innere Stimme im Kopf. Vereinfacht spricht man von Ohrensausen, man muss aber wissen, dass es vollkommen unabhängig von äußerem Lärm auftritt. Bei mir begann es mit einem Pfeifgeräusch, das ständig da war. Dazu hatte ich mit einer Prostataentzündung zu kämpfen, wegen der ich nachts oft Wasser lassen musste. Schließlich kam als Folge meines Rugbyspielens ein Bandscheibenvorfall hinzu. Das harte Training und das Laufen auf Beton waren die Ursache.
MED: Wie kam es zum Ohrensausen?
CL: Vor fünf Jahren hatte ich einen Unfall, bei dem ich einen schweren Schlag auf die Seite des Kopfes erhielt. Als Folge davon trat das Rauschen in meinem Kopf auf, gegen das die Ärzte lange nichts unternehmen konnten.
MED: Mit welchen Mitteln versuchten sie, deine Symptome zu lindern?
CL: Gegen Tinnitus verschrieben die Ärzte verschiedene Kortikoide (Steroidhormone), aber die wirkten nicht. Für die Bandscheiben musste ich ein schmerzlinderndes und entzündungshemmendes Medikament mit dem Namen Enantyum einnehmen, das zwar die Symptome linderte, aber Magenprobleme zur Folge hatte.
MED: Wie bist du auf Cannabis gekommen?
CL: Ich habe viele Ärzte konsultiert und bin wegen der Behandlungen viel gereist. Schließlich war ich in der Klinik Kalapa in Barcelona, die den Durchbruch brachte. Ihr Leiter, Dr. Mariano García de Palau, untersuchte mich und empfahl mir den Konsum von Cannabisblüten abends vor dem Einschlafen. Das brachte mir keine Entspannung, ganz im Gegenteil, und auch das Ohrensausen blieb. Da versuchten wir es mit CBD in Form eines Öls, das neben Cannabidiol auch einen hohen Gehalt an CBN (Cannabinol) hat. Das wirkte wunderbar. Ich füllte das Öl in elektrische Zigaretten, und wenn ich die rauchte, hörte das Ohrensausen sofort auf – wie weggeblasen!
MED: Und wie wirkt das Öl auf die übrigen Symptome?
CL: Es linderte auch meine Rückenschmerzen deutlich. Am Anfang der CBD-Therapie nahm ich weiter Medikamente gegen meine Prostataentzündung, weil ich oft nachts starken Harndrang hatte. Mein Arzt riet mir, diese Medikamente abzusetzen, und er behielt recht. Das CBD-Öl linderte auch die Prostataentzündung und die mit ihr verbundenen unangenehmen Symptome verschwanden.
MED: Wie wendest du das Öl gegenwärtig an?
CL: Momentan konsumiere ich CBD und CBN als Öl in elektrischen Zigaretten, ich vaporisiere also. Das Öl, das ich benutze, enthält kein THC und hat keinerlei psychoaktive Wirkung. Jede Anwendung bedeutet vier bis fünf Stunden Symptomfreiheit. Dank des Öls finde ich endlich im Schlaf Erholung, zudem gibt es keine Nebenwirkungen, die ich behandeln müsste.

MED: Benutzt du immer das gleiche Öl?
CL: Ja, denn es war von Anfang an das richtige. Es ist ein Glücksfall, dass ich das THC-freie Präparat in gleichbleibender Qualität und mit unveränderten Inhaltsstoffen bekommen kann und deswegen nicht zu Experimenten mit anderen Präparaten gezwungen bin. Wenn ein und dasselbe Medikament ohne Nebenwirkungen gegen meinen Tinnitus wirkt, Schmerzen und Entzündung lindert, warum sollte ich dann ein anderes Präparat suchen?
MED: Wie schätzt du Cannabis als Medikament ein?
CL: Die Pflanze ist so vielseitig und bietet in vielen aussichtslos scheinenden Situationen Hilfe, dass es eine Schande wäre, diese wohltuenden Wirkungen nicht zu nutzen. Gleichzeitig muss man sehen, dass Cannabis im engeren Sinne des Wortes nicht heilt – auch in meinem Fall behandelt es nicht die Ursachen – es beschert aber mehr Lebensqualität, was mindestens genauso wichtig ist.
MED: Du bist Mitglied der Unión de Pacientes Por la Regulación del Cannabis (UPRC), der spanischen Vereinigung von Patienten für die Cannabisregulierung, und hast im Mai auf dem Kongress Cannabmed in Barcelona einen Vortrag gehalten. Was hat dich bewogen, dich als Aktivist in den Dienst der Sache zu stellen?
CL: Ich halte es für wichtig, dass die Patienten kontrollierte Cannabisprodukte erhalten können, die frei von Pflanzenschutzmitteln und Schwermetallen sind. Es ist wichtig, dass wir mehrere Produkte ausprobieren können, und wenn wir das uns entsprechende Präparat gefunden haben, müssen wir es in stabiler Form mit den immer gleichen Inhaltsstoffen beziehen können. Der UPRC habe ich mich angeschlossen, weil ich glaube, dass sich die Patienten zusammenschließen müssen, um überhaupt wahrgenommen zu werden und ihre Ansprüche geltend machen zu können. Außerdem halte ich die Entstigmatisierung von Kranken, die Cannabis benutzen, für wichtig. Ich nehme keine Drogen, sondern behandele meine Krankheiten mit einem Heilmittel, das von einer Pflanze stammt. Ich unterscheide mich nicht von anderen Menschen, die Medikamente nehmen.