CBD-Behandlung von Gehirntumoren bei Kindern
Nachdem britische Eltern verzweifelt versucht hatten, die Gehirntumore ihrer Kinder ohne ärztliche Aufsicht mit Cannabidiol (CBD) zu behandeln, begannen britische ForscherInnen zu untersuchen, ob eine chemische Verbindung des Cannabis für diese Therapie verwendet werden kann.
Prof. Richard Grundy, leitender Forscher am Children’s Brain Tumour Research Centre der Universität Nottingham, sagte, dass sich in den vergangenen sechs Monaten immer mehr Eltern gemeldet hätten, die mit der Hoffnung auf Heilung ihren Kindern CBD-Öl gegeben hätten. Obwohl es noch keine klinische Untersuchung gibt, ob CBD ¬– ein nicht psychoaktiver Wirkstoff des Cannabis – gegen Gehirntumore bei Kindern hilft, wurden Studien eingeleitet, in welchen die Wirkungen von Molekülen auf Cannabisbasis bei erwachsenen KrebspatientInnen untersucht wurden. Diese CBD-haltigen Produkte sind online erhältlich, obwohl nach den neuesten Gesetzesänderungen die Firmen zum Vertrieb eine Genehmigung benötigen. „Eine neue Form der Behandlung von Hirntumoren bei Kindern ist dringend nötig, um die Lebensqualität der Patienten zu verbessern, daher erwarten wir mit Spannung die Wirkung des Cannabidiol auf die Tumorzellen“, stellte Grundy heraus. Hirntumore führten im Vereinigten Königreich bei mehr Kindern zum Tod als andere Arten von Krebs. Bei ungefähr 1.750 PatientInnen im Kindesalter werden jährlich Krebserkrankungen festgestellt, davon etwa 400 Tumore im Hirn und im Knochenmark.
Die erste Untersuchung ihrer Art versucht nun festzustellen, ob CBD das Ausmaß der Tumore verringern kann. Die ForscherInnen produzieren im Labor Zellen aus verschiedenen Hirntumoren, einige unter Zugabe von Cannabidiolmolekülen, andere ohne. Danach vergleichen sie die Unterschiede beider Proben mit einer Zellmarkierungstechnik. Sie hilft bei der Feststellung, ob die Zellen sich geteilt haben, und ob es solche gibt, die abgestorben sind. Grundy und seine Forschungsgruppe rechnen damit, dass die in Cannabidiol gezüchteten Hirnzellen gesund bleiben. Sie hoffen, dass die in CBD gezüchteten Hirntumorzellen ihr Wachstum einstellen oder absterben.
Katie Sheen, Mitarbeiterin der Stiftung Astro Brain Tumor, die die Studie mitfinanzierte, sagte, wenn die Experimente erfolgreich verliefen, könnte mit CBD eine hinsichtlich der Nebenwirkungen mildere, weniger toxische Methode zur Krebsbehandlung als Chemo- und Strahlentherapie entwickelt werden. Bei der neuen Therapie kam auch der Gedanke an eine Verquickung der Behandlungsmethoden auf, die bei anderen Krebserkrankungen wünschenswert sein kann. Dr. Wai Liu, Forscher an der Londoner St. George University, berichtete von seinen bisherigen Erfahrungen: „Mit CBD haben wir Experimente in Fällen von Leukämie durchgeführt und waren in der Lage, einige Signalwege auszuschalten, wodurch die Zellen besser auf die Chemotherapie reagierten.“ Er sagte, dass einige Pharmahersteller CBD mit den psychoaktiven Komponenten des Cannabis kombinierten, und dass THC bei der Behandlung von Hirntumoren positive Ergebnisse zeitigte, besonders in Verbindung mit der Chemotherapie. Liu fügte hinzu: „Alle Zellen müssen kommunizieren, und diese Kommunikation wird behindert. Das CBD versucht dies auszugleichen, was schließlich dazu führt, dass die Tumorzellen den Zelltod sterben können.“ Der Forscher sagte, die Zellen der Kinder seien flexibler und daher bestehe die Möglichkeit, dass das CBD eine etwas abweichende Wirkung entfalte. Der genaue Wirkmechanismus lasse sich jedoch erst nach Beendigung entsprechender Studien klären. Zu den UnterstützerInnen des Projekts gehören die Eltern von William Frost, einem vierjährigen Jungen, bei dem 2014 Ependymome – langsam wachsende Hirntumore – festgestellt worden waren, und der in Nottingham behandelt wird. Seine Eltern sind CBD-Pioniere, denn aufgrund ihrer positiven Erfahrungen haben viele andere Eltern eine Cannabidiolbehandlung begonnen.