Cannabis statt Koka

processing-0887Das als Heroinhersteller Nummer eins bekannte Kolumbien erfasste der Neid auf die Erfolge der Programme für medizinisches Marihuana in den USA, weshalb die kolumbianische Regierung beschloss, so schnell wie möglich in deren Fußstapfen zu treten. Sie vertritt die Ansicht, dass der Anbau von Cannabis unter staatlicher Kontrolle den Kokaanbau zurückdrängen würde. In Kolumbien ist der Cannabisanbau zudem kein Novum. Bei den amerikanischen KifferInnen waren in den 1970er und 1980er Jahren neben den Sorten aus Mexiko die kolumbianischen sehr gefragt. Sie erinnern sich zum Beispiel an Santa Marta Gold, eine Sorte von den Hängen der Sierra Nevada mit einem intensiven süßlichen Aroma und starker psychedelischer Wirkung. Die Sorte unterlag in dem sich verstärkenden Wettbewerb der Cannabissorten und fiel schließlich einer Vernichtungsaktion der Regierung aus der Luft zum Opfer. Die Anbauer der Sorte stiegen deswegen zur Sicherung ihres Überlebens auf Koka um. Nachdem gut 30 Jahre verstrichen sind, meint die kolumbianische Regierung, dass es vielleicht doch vernünftiger wäre, Anreize für den Cannabisanbau zu schaffen, anstatt den aussichtslosen Kampf gegen Koka zu betreiben. In einem ersten Schritt wurden zwei kolumbianische und eine kanadische Firma beauftragt, Extrakte, Harze und Öle für die Behandlung von PatientInnen herzustellen, die an Krebs, Epilepsie, Multipler Sklerose und anderen schweren Krankheiten leiden. Nach ihrer Vorstellung würde ein groß angelegtes Programm für therapeutisches Cannabis den Grundstoff sichern, von dessen Export sie sich jährliche Einnahmen von einer Milliarde Dollar erhoffen. „Kolumbien kann ein Gewinner auf diesem wachsenden globalen Markt sein“, fasste Gesundheitsminister Alejandro Gaviria zusammen. Die mit der Cannabisaufarbeitung betrauten Firmen werden wahrscheinlich nächstes Jahr die Anbaugenehmigung erhalten. Man erwartet jedoch Anträge von weiteren kolumbianischen Anbauern. In der Provinz Cuaca, wo landesweit die Hälfte des Cannabis angebaut wird, hoffen mehrere Produktionsgenossenschaften, eine Genehmigung für den Anbau zu therapeutischen Zwecken zu erhalten. „Auf diese Art kann man ein Problem zu einer Chance umformen“, sagte Gaviria, der darauf vertraut, dass das Projekt auch den illegalen Kokaanbau zurückdrängen wird.

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