Cannabis für jeden Bedarf

„Es ist die sicherste Medizin auf Erden.“

Auf der Mary Jane konnten wir uns ausführlich mit dem Pionier der Cannabisextrakte, Rick Simpson, unterhalten. Er erzählte uns, wie er vor gut 20 Jahren die medizinischen Effekte von Cannabis entdeckte, wie es um die Forschung auf dem Gebiet steht und welche Empfehlungen er für unsere LeserInnen parat hat.

Medijuana: Hallo Rick, danke, dass du dir Zeit nimmst. Gleich zu Beginn: Wie bist du überhaupt auf die medizinischen Vorzüge von Cannabis gestoßen?

Rick Simpson: Ein Jahr nachdem ich 1997 einen Unfall hatte, schaute ich fern, und da lief eine Sendung namens Reefer Madness II – dort zeigten sie all die Patienten mit Spastiken und anderen Symptomen, die Cannabis gegen ihre Beschwerden rauchten. Sie erzielten damit wunderbare Ergebnisse. Ich meine, ich habe vorher auch schon mal Gras geraucht, aber ich habe es nie als Medizin betrachtet. Also habe ich mir ein wenig Cannabis von einem Bekannten besorgt und es geraucht. Ich war sicher, dass es besser wirkte als alles, was mir meine Ärzte gaben. Durch den Unfall habe ich ein ständiges Pfeifen im Kopf, das 24 Stunden anhält. Jetzt habe ich es noch immer, aber mit den Extrakten ist es unter Kontrolle. Ich ging zu meinen Ärzten, da wir in Kanada ein Programm mit medizinischem Cannabis hatten, aber die wollten mir alle kein Cannabis verschreiben. 1999 waren die Nebenwirkungen der Medikamente, die ich bekommen hatte, so heftig, dass ich Selbstmordgedanken entwickelte. Ab dem Tag wusste ich, dass ich mir selbst helfen musste. Ich habe mir vorgestellt: Wenn mich das Rauchen von Cannabis entspannt – was wäre, wenn ich das medizinische Harz einfach extrahierte? So kam es dazu, dass ich selbst Cannabisextrakte herstellte. Ich schäme mich fast es zuzugeben, aber ich habe die Extrakte fast drei Jahre einfach stehenlassen. 1999 habe ich sie hergestellt, aber erst Ende 2001 verwendet. 2001 besuchte ich meinen Arzt, zu dieser Zeit waren aufgrund des Unfalls meine Gedankenprozesse sehr beeinträchtigt, ich hatte teilweise Schwierigkeiten, mir meinen Namen zu merken – das kam zum Teil auch von den Nebenwirkungen der Medikamente. Die Ärzte meinten, dass sie nichts mehr für mich tun könnten, dass ich auf mich alleine gestellt sei. Auch da wollten sie mir kein Rezept für medizinisches Cannabis ausstellen. Also ging ich nach Hause und begann, die Extrakte zu essen. Innerhalb kürzester Zeit, nach knapp zwei Wochen, stellten sich die ersten Wirkungen ein. Ich verlor rund 16 Kilogramm, mein Blutdruck kam unter Kontrolle und meine Gedanken klarten wieder auf. Ende 2002 war ich dann wieder beim Arzt aufgrund von drei Läsionen, eine bei meinem Auge, eine auf der Wange und eine auf der Brust. Ich hatte diese Läsionen schon seit den 90ern, aber sie waren nie abgeheilt – daher hab ich auch stark angenommen, dass es sich hier um Hautkrebs handelte. Die Ärzte operierten gleich die erste Läsion und wollten die übrigen zwei ein wenig später entfernen. Sechs oder sieben Tage nach der OP begutachtete ich die operierte Stelle mit einem Vergrößerungsspiegel und musste feststellen, dass sie sich entzündet hatte, was heutzutage Standard für Krankenhäuser ist. Genau in diesem Moment kam mir eine Radiosendung in den Kopf, die ich gut 30 Jahre zuvor gehört hatte. Der Moderator hatte sich einen höllischen Spaß daraus gemacht: „THC, der aktive Wirkstoff von Cannabis, hat in Studien Potenzial in der Krebsbekämpfung gezeigt.“ Und der Moderator hatte wie verrückt gelacht. Danach hatte ich nirgends mehr davon gehört, dass THC oder andere Cannabinoide Krebszellen töten können. Also habe ich je einen Tropfen des Extrakts auf die Läsionen gegeben und mit Pflaster verbunden. Ich war sicher, dass sowieso nichts passieren würde. Nach vier Tagen aber entfernte ich die Pflaster und die Läsionen waren komplett verheilt. Ich dachte mir: „Was zur Hölle ist da passiert?“ Als die Ärzte die eine Läsion entfernt hatten, hatten sie das Material zur pathologischen Aufarbeitung geschickt mit dem Ergebnis Basalzellkarzinom – also Hautkrebs. Ich erzählte meinen Freunden und Bekannten, dass ich meinen Krebs mit Cannabis geheilt hätte. Aber alle lachten mich aus und keiner nahm mich ernst. Nach einiger Zeit begann ich, die Extrakte an Patienten mit den verschiedensten Beschwerden zu verschenken, und die Ergebnisse waren allesamt beeindruckend.

MED: In Kanada hat sich mittlerweile auch einiges geändert, was denkst du darüber, dass immer mehr Länder ihre Cannabisgesetze überdenken?

RS: Für mich geht es nicht darum, die Gesetze zu überdenken oder zu ändern. Jedes Gesetz, jede Verordnung, die jemals gegen Cannabis eingeführt wurde, basiert auf Korruption, Täuschung und Lügen. Cannabis hat noch nie jemandem geschadet. Es war über Tausende von Jahren unser wichtigstes landwirtschaftliches Produkt. Es gab keine Regulierungen. Doch dann wurde Cannabis zu einer großen Bedrohung, nicht nur für die pharmazeutische Industrie, sondern auch für die Baumwollindustrie. Diese Liste lässt sich noch weiterführen. Wir sollten eigentlich eine auf Hanf basierte Wirtschaft haben anstatt diesen fossilen Brennstoff-Blödsinn. Wir brauchen keine fossilen Brennstoffe, lass uns stattdessen Cannabis anpflanzen. Wir könnten vielleicht sogar den Hunger beenden, da die Hanfsamen so nährstoffreich sind. Der Anbau von gesundem Cannabis macht Sinn.

MED: Du hast Cannabisextrakte für deinen Hautkrebs verwendet und gegen die Nebenwirkungen des Unfalls. Bei welchen anderen Krankheiten kann Cannabisextrakt eingesetzt werden?

RS: Ich formuliere das lieber so: Ich kenne keine Erkrankung, bei der die Verwendung von Cannabisextrakten keine Besserung bringt. Wir haben verschiedenste Krankheiten behandelt – MS, AIDS, chronische Schmerzen, Diabetes etc. Und wir haben sie effizient behandelt. Das Schöne an dieser Medizin ist, dass sie dem hippokratischen Eid folgt.

MED: Wenn es um die Produktion von Cannabisextrakten geht, gibt es da spezielle Strains, die du empfiehlst, oder spezielle Cannabinoidprofile?

RS: THC ist der Krebs-Killer, das ist mittlerweile anerkannt in den Expertenkreisen. Der größte Teil der Krebsforschung wurde mit THC durchgeführt. Dr. Raphael Mechoulam hat THC in den 60ern entdeckt und mit dem Entourage-Effekt beschrieben, wie die verschiedenen Cannabinoide zusammenarbeiten. Ich habe immer behauptet, dass die Cannabinoide synergistisch zusammenarbeiten [lacht]. Da wusste ich noch gar nicht, wer Dr. Mechoulam ist. Ich bevorzuge einen Mix verschiedener potenter Indicas. Wenn ich jemanden mit einer schweren Erkrankung behandle, will ich den Extrakt aus den besten Blüten machen.

MED: Wie begegnest du dem Umstand, dass an diversen Stellen – ob legale Dispensary oder illegal über das Internet – Produkte verkauft werden, die deinen Namen tragen? Wie kannst du sicher sein, was da drin ist?

RS: Ich bin darüber gar nicht glücklich. Ich meine, es gibt zwar gute Leute, die wirklich gute Extrakte in hoher Qualität produzieren, und dem Extrakt meinen Namen geben – Jack Herer hat damit begonnen, das war nicht ich. Aber leider findest du für jede Person, die wirklich helfen will, zehn Personen, die dir das Geld aus der Tasche ziehen wollen. Zum Beispiel produzieren Händler Öle aus Blättern und Stängeln, die dafür natürlich nicht gut geeignet sind, und geben dem meinen Namen. Der einzige Weg, das zu verhindern, wäre, auf meinen Namen weltweit eine Marke anzumelden, das kostet aber einiges. Deshalb warne ich immer. Ich zeige den Menschen, wie sie sich selbst versorgen können. Grow your own! Die einzigen zwei Webseiten, auf denen du authentische Beiträ-
ge von mir findest, sind: phoenixtears.ca and www.simpsonramadur.com. Alle anderen, die behaupten ich zu sein, sind Betrüger!

MED: Manche unserer LeserInnen haben vielleicht nicht die Möglichkeit, sich selbst zu versorgen. Was sind so die Merkmale, an denen man einen guten Cannabisextrakt erkennt?

RS: Das Einfachste für Leute, die keine Erfahrung mit Cannabis haben, ist, jemanden zu finden, der sich mit Cannabis auskennt, es gibt mehr Cannabiskonsumenten, als man glauben will! Diese Person soll dann helfen, gutes von schlechtem zu unterscheiden. Lass sie das Produkt testen, lass sie einen Joint drehen oder etwas vom Öl probieren. Wenn es schläfrig und ruhig macht, hast du das richtige gefunden – Indica. Wenn es dich aufputscht, ist es Sativa, das wollen wir nicht nehmen.

MED: Gibt es Fälle, bei denen Cannabis nicht angewendet werden soll? Gibt es Kontraindikationen?

RS: Ich höre immer wieder, dass Cannabis unbedingt von Kindern ferngehalten werden muss, aber tatsächlich ist es doch das Beste, was man seinen Kindern geben kann, da es so wenige Nebenwirkungen hat, verglichen mit den ganzen Medikamenten, die Kinder sonst vom Doktor bekommen. Es ist die sicherste Medizin auf Erden.

MED: Man kann sagen, dass deine Arbeit nicht wissenschaftlich fundiert ist, was entgegnest du dem?

RS: [Lacht] Dr. Lumír Hanus, Dr. Paul Hornby, Dr. Raphael Mechoulam, Dr. Bob Melamede, mit einigen von denen habe ich schon Vorträge gehalten. Das sind alles Doktoren, und wenn du mit ihnen sprichst, werden sie dir Tausende Studien zeigen, die Cannabis und Cannabinoide als Medizin beleuchten. Jeder, der meint, dass die wissenschaftliche Basis fehlt, hat noch nicht ordentlich danach gesucht.

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