Blühende Hanfkultur

Der Verein Hanfmuseum in Wien

Das momentan vielleicht mutigste und aufsehenerregendste Projekt der Wiener Hanfszene steht in Verbindung mit dem Verein Hanfmuseum, der das grünste Hanfmuseum in Europa betreibt. In diesem „Museum“ stehen nämlich Vitrinen, in denen gewaltige blühende Hanfpflanzen ausgestellt werden. Hier können wir uns über besondere Sorten und auch über das Heilpotenzial von Cannabis informieren. In diesem Museum wurde das Gärtnern auf ein künstlerisches Niveau erhoben. Martin Bauer, Obmann des Vereins und dessen Obergärtner, befragten wir nach den Details.

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Medijuana: Seitdem der Handel legal ist, haben verschiedene Wiener Grow- und Clone-Shops Indoor-Gärten eingerichtet. Dort sieht man keine blühenden Hanfpflanzen, hier aber sind fast alle Pflanzen in der Blütephase, Zugleich sieht der Betrieb wie ein normaler Hanfladen mit Kundschaft aus. Was ist der Hauptunterschied und wie schafft ihr es, blühende Pflanzen zu haben?

Martin Bauer: Wir können blühende Hanfpflanzen ausstellen, da wir uns sehr gründlich mit der Rechtslage beschäftigt haben und auch entsprechende Gutachten eingeholt haben. Auch andere Shops könnten blühende Pflanzen ausstellen, solange sie die Pflanzen glaubwürdig nicht ernten und einen Missbrauch durch Dritte verhindern. Wir waren nur wieder die Ersten in Österreich, Nachahmer sind aber natürlich immer willkommen.

MED: Ist das nach den österreichischen Gesetzen erlaubt oder benötigt man eine spezielle Genehmigung? Wenn ja, war es schwierig, sie zu beschaffen?

M.B.: Wir haben bei drei hochrangigen Rechtsexperten Gutachten eingeholt und diese auf unserer Webseite veröffentlicht. Das Gesetz verbietet den Anbau von Hanf zur Gewinnung von Suchtmitteln, also zum Ernten. Eine besondere Genehmigung haben wir dafür nicht benötigt.

DSC03981MED: Der Ort ist sehr schön hergerichtet. Wie funktioniert das in der Praxis? Was zeigt ihr den Besuchern und wie wird es dargeboten? Gibt es auch Programme?

M.B.: Der Schwerpunkt liegt auf den blühenden Pflanzen, den unterschiedlichen Sorten. Wir wollen so wenig Technik wie möglich zeigen, auch von der Bewässerung sieht man z. B. nur den Tropfring.  Durch einen Mechanismus können sich die Besucher den spezifischen Blütenduft aus den Vitrinen direkt in die Atemwege blasen lassen und so die Sorten wahrnehmen. Auf Displays und bei unserem Personal kann man sich über die Pflanzen informieren und seine Favoriten zu Hause auf Zeitraffer-Videos (hempembassy.org) weiter beobachten.

MED: Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit den Behörden? Kontrollieren sie den Betrieb oder nehmen sie daran teil?

M.B.: Die Behörden haben bis jetzt den Arbeitsplatz, die Lüftungsanlage und die Feuerlöscher kontrolliert. Unsere Dokumentation hat auch durch die Kontrolle eines Notars aber schon einen amtlichen Stellenwert. Uniformierte „Straßenpolizisten“ haben das Angebot des Museums schon genutzt und sich an Sorten und Gerüchen erfreut. Aber um es nochmals deutlich zu sagen: Wir haben keine besondere Erlaubnis oder Genehmigung für dieses Projekt einholen müssen, da wir uns strikt innerhalb des gesetzlichen Rahmens bewegen.

MED: Was geschieht mit den Pflanzen, wenn sie reif zur Ernte sind?

M.B.: Die Pflanzen werden aus den Vitrinen entfernt, im Ganzen getrocknet und unter Aufsicht eines Notars in Tonnen versiegelt. Danach werden sie – ebenfalls mit notarieller Begleitung – zur Sondermüllentsorgung in Wien-Simmering gebracht, wo die Tonnen ohne weitere Zwischenlagerung direkt verbrannt werden.

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MED: Haben die Sponsoren Einfluss auf den Betrieb? Wer entscheidet, wann und welche Strains ausgestellt werden?

M.B.: Die Hanfbotschaft ist in ihren Entscheidungen völlig unabhängig. Aber selbstverständlich haben wir für Besucherwünsche, aktuelle Empfehlungen der Sponsoren oder neue Medical-Strains immer ein offenes Ohr. Wir orientieren uns auch an der jeweiligen Saison; im April zeigen wir z. B. eine Outdoor-Early-Pearl von Sensi Seeds.

MED: Haben Medical-Strains einen besonderen Stellenwert? In welchem zahlenmäßigen Verhältnis stehen sie zu den anderen Strains und wie werden sie ausgewählt?

M.B.: Wir zeigen immer mindestens einen Medical-Strain, besonders CBD-reiche Sorten sind sehr im Trend. Wenn es von einer Sorte mehrere Phänotypen gibt, nehmen wir einfach die schönere Pflanze. Momentan stellen wir eine CBD Shark Shock aus, als Nächstes wird man sich an der brandneuen Sorte „CBD Therapy“ von der CBD-Crew erfreuen können.

MED: Wie groß ist die Belegschaft, die den Garten betreut und die Pflanzen zieht?

M.B.: Zwei erfahrene Gärtner selektieren und pflegen die Pflanzen. Durch die fixen Maße der Vitrinen liegt die Herausforderung darin, die verschiedenen Sorten und Phänotypen immer richtig einzuschätzen und am richtigen Tag in die Blüte zu schicken, weil wir später zu hoch gewachsene Pflanzen nicht schneiden können; schließlich dürfen ja die Blüten nicht von den Pflanzen getrennt werden.

MED: Warum war es wichtig, die Aufmerksamkeit der Menschen auf dies alles zu lenken? Gäbe es nicht einfachere Wege T-Shirts mit dem Aufdruck Hemp Embassy zu verkaufen?

M.B.: Wir lieben Hanfpflanzen und die wunderbare Kultur rund um Hanf. Es ist uns ein großes Anliegen, die Pflanzen in ihrer ganzen Schönheit zu zeigen. Wem das gefällt, ist herzlich eingeladen, dieses Projekt durch den Kauf eines Hemp-Embassy-TShirts oder eines anderen Artikels aus unserem Hanfshop zu unterstützen. Das Feedback der Besucher bestätigt unsere Ambition, es gibt jetzt einen Ort in Wien, wo sich generationenübergreifend Menschen legal blühende Hanfpflanzen ansehen können.

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