Bilanz von anderthalb Jahren

Marijuana Souvenirs AirportIn Colorado wurde der legale Cannabishandel anderthalb Jahre früher als in Colorado und Washington umgesetzt, daher stammen die ersten Erfahrungsberichte von hier. Roger Roffman, der an der Vorbereitung der Legalisierung beteiligt war, fasste nun die Ergebnisse eines Experiments in Washington zusammen, die im Januar in der Fachzeitschrift Addiction veröffentlicht wurden. Am 6. November 2012 befürworteten die Wahlberechtigten im Bundesstaat Washington die Gesetzesvorlage I-102 über den legalen Handel mit Gras. Einen Monat später bedeutete für eine/n erwachsene/n BürgerIn der Besitz von einer Unze (etwa 28 g) keine Gesetzeswidrigkeit mehr. Die ersten Marihuanageschäfte, die über eine Erlaubnis verfügten, wurden jedoch erst im Juli 2014 eröffnet.

Die Studienergebnisse werden planmäßig in mehreren Stufen – 2017, 2022 und 2032 – erscheinen und man wird untersuchen, wie sich die allgemeine Gesundheitslage nach der Legalisierung im Vergleich zu der Zeit des Verbotes darstellt. Außerdem gilt das Augenmerk der öffentlichen Sicherheit, dem Drogengebrauch bei Jugendlichen und Erwachsenen und dem Vorhandensein von Suchtproblemen. Außerdem werden die Auswirkungen der Legalisierung auf die Wirtschaft und die Arbeit der Strafverfolgungsorgane untersucht, ebenso die Steuereinnahmen des Staates und der kommunalen Verwaltungen. Roffman schreibt in seiner Studie, dass es schwierig sei, ausschließlich mit der Cannabislegalisierung in Verbindung stehende Ergebnisse zu messen, da die Einführung des Modells nicht im luftleeren Raum geschah. In Washington gab es schon seit 14 Jahren eine Art legalen Handel mit Marihuana: Nach der Einführung des Programms für therapeutisches Marihuana im Jahre 1998 erstreckte sich der Handel, der für Cannabispatienten entwickelt worden war, nach 2009 auch auf den Freizeitgebrauch. Im Startjahr des legalen Marktes wurden nur 30% des Cannabis in diesen Geschäften erworben, 70% hingegen auf dem Schwarzmarkt oder von Anbauern für Therapiezwecke.

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Roffman zufolge wird sich dieser Trend sukzessive Jahr für Jahr ändern, dies sei bei den Ergebnissen zu berücksichtigen. Der Autor wies darauf hin, dass eine verringerte Sterblichkeitsquote durch niedrigeren Alkoholkonsum erst nach fünf bis zehn Jahren nachweisbar sein wird.

Die Zahl der Verfahren wegen Cannabisbesitzes sank von 5.000 im Jahre 2013 auf nur noch 120. Dies ändere jedoch nichts an der Tatsache, dass die Zahl der angestrengten Verfahren bei Afroamerikanern dreimal höher liege, obwohl sie nicht mehr als andere Bevölkerungsgruppen konsumierten. Hinsichtlich des Marihuanakonsums von SchülerInnen der sechsten, achten, zehnten und zwölften Klasse stellte die Untersuchung zwischen 2012 und 2014 keinen Anstieg fest. Ein bedeutender Anstieg wurde bezüglich des Fahrens unter Cannabiseinfluss festgestellt, und fast die Hälfte der 18- bis 25-jährigen KonsumentInnen erklärte, dass sie 30 Tage vor der Umfrage im Zeitraum von drei Stunden nach dem Konsum Auto gefahren sei. Die Zahl der positiv auf THC getesteten FahrerInnen stieg von 22,2% auf 32,7%, die Zahl der tödlichen Unfälle verdoppelte sich im Jahre 2014 sogar gegenüber dem Durchschnitt der vier vorangegangenen Jahre. Aus Angst bzw. Ablehnung setzten 98 Städte bis zum September 2015 die Legalisierungsgesetze außer Kraft und nahmen damit die weitere Existenz des Marihuanaschwarzmarktes in Kauf. Ein wichtiges Element des Modells ist der Schutz der Jugendlichen durch Prävention mithilfe wissenschaftlich fundierter Informationen sowie Therapien auf der Grundlage entsprechender Forschungen, die ebenfalls aus den Einnahmen aus dem Marihuanahandel gefördert wurden. Diese Maßnahmen stecken jedoch noch in den Kinderschuhen, sodass man vorläufig keine Daten zur Hand hat. Die unabhängige Bewertung im Jahre 2017 wird sicher ein detaillierteres Bild über die Auswirkungen der Legalisierung zeichnen.

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