Balsam gegen chronische Schmerzen

Die Anwendung von Cannabis bei chronischen Schmerzen

Chronische Schmerzen können viele Ursachen haben und es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, ihnen entgegenzuwirken. Jahrzehntelang glaubte man, schmerzstillende Medikamente seien die beste Methode. Medizinische Forschungen mit Cannabis ergaben, dass das in der Pflanze enthaltene CBD wirkungsvoll Gelenk- und Nervenschmerzen lindert.

 

Heute verwenden zahllose PatientInnen die CBD-Therapie, wobei sie verschiedene Arten von CBD einsetzen. Auch unsere Interviewpartner haben verschiedene Ansätze. Einige benutzen die früher regelmäßig gegebenen „traditionellen“ Blüten, speziell CBD-reiche 1:1-Sorten, die sie selbst anbauen, während andere PatientInnen ausschließlich CBD-Öl benutzen.

MED: Bei welchen Symptomen und Krankheiten verwendet ihr Cannabis und wie habt ihr die Cannabistherapie kennengelernt?

Thomas von Serious Seeds: Ich hatte vor acht Jahren einen Bandscheibenvorfall (zwischen den Lendenwirbeln L3 und L4) und danach akute Schmerzen im Rücken. Direkt danach musste ich auf allen Vieren ins Bett kriechen, da ich nicht mehr aufstehen konnte. Nach einem Besuch beim Hausarzt (der direkt starke Schmerztabletten verschrieb: DICLOFENAC, 50 mg) und Überweisung zum Neurochirurgen wurde ein CT gemacht, welches eindeutig die Ausstülpung der Bandscheibe sehen ließ. Bei den neurologischen Tests wurde gleichzeitig eine teilweise Lähmung des rechten Fußes festgestellt. Durch den abgeklemmten Nerv hatte ich die ganze Zeit krampfartige Schmerzen in der Wade des rechten Fußes und konnte die Zehen nicht mehr anheben, um auf der Ferse zu stehen. Der Neurochirurg beurteilte mich als guten Kandidaten für eine Operation und sagte, ich könne in vier Wochen auf dem OP-Tisch liegen. Da ich erst 33 Jahre alt war, fragte ich nach Alternativen, denn ich wollte das Risiko der Operation (Querschnittslähmung von der Hüfte abwärts) nicht eingehen. Der Arzt sagte dann ernsthaft zu mir, die Alternative sei, einfach abzuwarten und zu hoffen, dass es von selbst weggeht. Auf meine Nachfrage, ob denn der Gang zum Physiotherapeuten eine Idee wäre, riet er mir davon ab, denn er kenne nur Fälle, die sich dadurch verschlimmert hätten. Ich bin dann entgegen seinem Ratschlag doch zu meiner Physiotherapeutin hier in Amsterdam gegangen, und die konnte mir Gott sei Dank helfen. Nach einem Blick auf meine CT-Bilder und dreimaligem vorsichtigem, lockerem Massieren richtete sie beim vierten Mal meine Wirbelsäule aus. Ich fühlte sofort nach diesem Ausrichten, wie der Druck der Bandscheibe weg war und auch der Krampfschmerz im rechten Fuß verschwand. Nun muss ich jeden Tag Übungen machen, um die Muskulatur in meinem Rücken zu stärken, und wenn ich dies tue, bin ich weitgehend schmerzfrei. Beim Heben von schweren Dingen oder einer falschen diagonalen Bewegung kann es jedoch sein, dass der Schmerz zurückkommt, das bedeutet, ich muss hier sehr aufpassen. Da es sich nicht komplett vermeiden lässt, habe ich regelmäßig wieder starke Rückenschmerzen, und gegen diese habe ich von meinem Hausarzt hier in Holland Medizinales Cannabis aus der Apotheke (Bedrocan Flos) verschrieben bekommen. Dies tat er allerdings erst nachdem ich ihm erzählt hatte, dass die Schmerztabletten meinen Magen angreifen (konstanter Durchfall) und dass laut Webseite des Büros für Medizinales Cannabis in Holland in meinem Fall (chronische Schmerzen aufgrund einer Nervenbeschädigung) auch Cannabis verschrieben werden kann.

MED: Welche Behandlung bekamst du früher und wie hast du festgestellt, dass CBD wirkungsvoll die Schmerzen reduziert?

Thomas: Ich habe von Anfang an eine Cannabissorte (Bedrocan Flos mit der Jack-Herer-Genetik von Sensi Seeds) verschrieben bekommen, die sehr wenig CBD und sehr viel THC enthält. Deswegen konnte ich am Anfang nur sicher sein, dass bei mir THC effektiv gegen die chronischen Rückenschmerzen hilft. Wenn ich am Abend mit einem steifen und verkrampften Rücken nach Hause komme, dann reichen schon zwei Bong-Hits mit Bedrocan und ich bin wieder entspannt und krampffrei im Rücken und der Schmerz lässt sofort nach.

Durch meine Arbeit bei Serious Seeds bin ich schon früh mit CBD-haltigen Sorten in Kontakt gekommen und habe dann durch Ausprobieren festgestellt, dass auch diese Sorten mir bei meinen Rückenschmerzen helfen. Mir persönlich sind jedoch Sorten mit einem hohen THC-Gehalt lieber, da ich den psychoaktiven Effekt sowieso kaum spüre, und wenn doch, dann schätze ich ihn! Warum sollte es mich stören, wenn ich außer schmerzfrei auch noch euphorisch und glücklich bin?

MED: In welcher Form und in welcher Dosis nimmst du CBD? Welche Sorte und welche Anwendungsmethode benutzt du?

Thomas: Wenn ich CBD gebrauche, dann in Form von CBD-haltigen Cannabisblüten. Da ich meine Medizin in Rauchform zu mir nehme für einen schnelleren Effekt, bevorzuge ich Blüten. Zum aktuellen Zeitpunkt rauche ich CBD-Afghani von House of the Great Gardener. Dies ist eine kanadische Samenbank, die sich auf die Entwicklung von Sorten mit einem hohen CBD-Gehalt spezialisiert hat, außerdem sind sie gute Freunde von uns. Deren CBD-Sorten haben einen wunderbaren Geschmack (mit vielen Terpenen) und auch einen guten Effekt in der Schmerzbekämpfung (ein passendes Cannabinoidprofil für mich persönlich) und sind schon mehrfach ausgezeichnet worden. Ich bevorzuge Cannabis, dass rein biologisch angebaut ist, und dies tue ich darum auch selbst (immer auf Erde, mit biologischem Dünger und ohne chemische Schädlingsbekämpfungsmittel).

MED: Spürst du beim Gebrauch eine euphorisierende Wirkung (High-Gefühl)? Und wenn ja, welchen Einfluss hat es auf dich im Alltag (Arbeit, Familie, Autofahren und andere Aktivitäten)? Hast du bei der Anwendung irgendwelche Nebenwirkungen festgestellt?

Thomas: Nein, ich spüre keinerlei euphorisierenden Effekt beim Rauchen von CBD, ebensowenig spüre ich irgendwelche Nebenwirkungen beim Gebrauch.

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