Auf feuchte Luft gebaut: aeroponik systems

Wir sprachen mit Gründer und Geschäftsführer Markus Hering über Vergangenheit und Zukunft seines Unternehmens.

Die in Nürnberg ansässige Firma wurde 2012 für den bayrischen Innovationspreis nominiert – und doch zeigten sich anfangs viele Growshop-Besitzer irritiert, als ihnen der Besuch des bayrischen Firmengründers angekündigt wurde. Manche vermuteten gar den Spionagebesuch eines Zivilpolizisten und lehnten umgehend ab. Ein Bayer mit einem innovativen neuen Grow-System? Da konnte doch irgendwas nicht stimmen…

Medijuana: Wann und mit welchem Ziel hast du deine Firma gegründet?

Markus Hering: Das war Mitte Juni 2008 und die Zielsetzung war, ein ökologisches Produkt auf den Markt zu bringen, das die immensen Sondermüllmengen reduziert, die nach wie vor in unseren Treibhäusern anfallen. Der Großteil unseres Gemüses wird auf Steinwoll-Matten angebaut, und die müssen auf Spezialdeponien entsorgt werden, weil sie nicht einfach verbrannt werden können – was da weltweit zusammenkommt, ist schon enorm. Um dem zumindest ein klein wenig entgegenzusetzen, habe ich aeroponische Systeme für Hobbygärtner entwickelt. Ich wollte etwas auf den Markt bringen, was dem Ottonormalverbraucher wie auch dem Treibhausbesitzer demonstriert: Es ist besser, es ist produktiver, es hält länger und es gibt kaum Abfall.

MED: Auch nicht, wenn man deine Systeme dann irgendwann doch mal entsorgt?

MH: Zumindest nicht, wenn man sich für ein Produkt aus meiner Arbo-V3-Serie entschieden hat, denn die ist zu 100 Prozent biologisch abbaubar und ebenso vollständig kompostierbar. Der Öko-Star besteht aus dem Werkstoff Arboblend V3, der einen nachwachsenden Rohstoff beinhaltet, und bei der Herstellung wird ebenso auf den Energieverbrauch wie auch auf kurze Transportwege geachtet. Und natürlich verwenden wir bevorzugt einheimische Rohstoffe.

MED: Was glaubst du, macht deine Systeme so interessant für Grower?

MH: Ich glaube, das liegt daran, dass man in Bayern nicht auffallen und kein Medium wie Erde, Kokos oder Steinwolle mit sich herumtragen sollte. Auch bei der Entsorgung des Mediums sollte man aufpassen, da hier ja oft noch Pflanzenreste enthalten sein können. Daher ist meine Entwicklung AERO GROW 19 insbesondere für bayrische Pflanzenfreunde durchaus praktisch, da sie ganz ohne ein Medium auskommt. Man baut damit praktisch auf feuchter Luft an. Der Topf hat innen ein Gittergestell, durch das sich die Wurzeln gut bewegen und damit weit und dicht wachsen können – im Ergebnis kann das bis zu 30 Prozent mehr Ertrag bringen. Zudem kann man den Topf immer wieder aufs Neue verwenden, da er sich komplett auseinandernehmen und reinigen lässt. Die Äste, die dann noch übrig bleiben, kann man in den Mixer hauen, kleinhäckseln und im Klo runterspülen. Eigentlich muss man nur noch die Düngerflaschen besorgen, und die kann man bequem und unauffällig im Rucksack transportieren.

MED: Wie siehst du die Zukunft von aeroponik systems?

MH: In Zukunft werde ich mein Geschäft sicherlich nicht weiter als Einzelkämpfer ausbauen können – es gibt immer mehr Vertriebspartner und Bestellungen, da werde ich um die Erweiterung meiner Geschäftsräume und ein paar Angestellte wohl nicht drum rum kommen. In dem Zusammenhang plane ich auch die Eröffnung eines eigenen Ladens für Aeroponik in Nürnberg – ich habe also noch eine Menge vor…

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