Auch Las Vegas könnte sich bald in Rauch hüllen

Nach Washington, Colorado, Oregon und Alaska legalisierte am 1. Juli auch Nevada. Und wie üblich hielten die HanffreundInnen, die endlich legal ihre Lieblingssorten kaufen konnten, vor den ersten Hanfläden gewaltige Volksfeste ab, mit DJs und Imbisswagen. Nevada hatte im November letzten Jahres für die Legalisierung gestimmt.

In Kalifornien, Massachusetts und Maine muss man noch darauf warten, dass das Gesetz in Kraft tritt und die ersten Cannabisläden eröffnet werden können. Umso erstaunlicher, dass es in Nevada so schnell ging: Ein halbes Jahr hat es bis zur Legalisierung gedauert – viel kürzer als wir es vorher in Colorado oder erst recht in Washington erlebt haben. Dies lässt darauf schließen, dass man schnell der Praxis der Legalisierungsstaaten folgen wird. Dementsprechend unterscheidet sich die konkrete Regulierung durch wenig Neues gegenüber den bisher bekannten Modellen. Von nun an können über 21-Jährige täglich eine Unze, also 28 Gramm Cannabis in den Läden von Nevada oder an Automaten erhalten. Das Gesetz bezieht sich nicht nur auf die Cannabisblüten, sondern erstreckt sich auch auf andere Erscheinungsformen. Man kann beispielsweise täglich 1/8 Unze Konzentrat kaufen, Cannabisöl zum Beispiel, oder das in Europa weniger bekannte Shatter und Wax. Minderjährigen sind Konsum und Handel weiterhin verboten. Bekifftes Autofahren wird streng bestraft. Man erhebt eine ausgesprochen hohe Steuer von 34 Prozent auf Cannabis, wovon der Staat für die nächsten zwei Jahre 70 Millionen Dollar für die Bildung eingeplant hat. Beim medizinischen Cannabis liegt der Steuersatz niedriger, um den PatientInnen den Zugang zu ihrem Medikament zu erleichtern. Eine Besonderheit des Gesetzes, die man aus anderen Staaten nicht kennt, besteht darin, dass nach einer vorläufigen Gerichtsentscheidung der Alkoholgroßhandel das Recht erhält Cannabis zu vertreiben, vom Züchter bis zum Einzelhandel. Doch diese Regelung wird sehr wahrscheinlich im Lauf der Zeit geändert werden, denn Alkohol und Cannabis gehen in Nevada getrennte Wege.

Wer gehofft hat, in den Casinos von Las Vegas bald einen durchziehen zu können, wird enttäuscht, denn der Konsum von Gras ist nur zu Hause erlaubt. Das Cannabisgesetz folgt in vielen Punkten der Alkoholregulierung, außerdem verbietet die Glücksspielregulierungskommission von Nevada, dass in den Casinos Cannabis konsumiert wird. Der Entscheidung liegt das Bundesverbot zugrunde, und darüber hinaus möchte man wahrscheinlich Trump nicht reizen. Es ist also weiterhin ausgeschlossen, wie Raoul Duke in die Spielhöllen zu gehen. Bleibt nur, im Hotel ein Shitplätzchen zu essen und damit das Problem zu lösen.

Die Steuereinnahmen von Nevada werden zukünftig wohl auch die von Colorado und Washington übersteigen, schon deshalb, weil jährlich 42 Millionen TouristInnen Las Vegas besuchen, und wenn auch nicht im Casino, bietet sich ihnen andernorts Gelegenheit zu kiffen. Die Eröffnung von Bars, in denen Cannabis konsumiert werden kann, wurde vorläufig abgelehnt, aber 2019 wird dieser Teil des Gesetzes nochmals überprüft werden, und es ist möglich, dass dann solche Bars eröffnen können. Bedarf wird sicherlich bestehen, denn nach Berechnungen der Väter der Regulierung werden 60 Prozent der KonsumentInnen Touristen sein. Sicherlich werden sie nicht alle nur in ihren Hotelzimmern dem Marihuanakonsum frönen wollen. Die Tourismusbranche kann keine uneingeschränkte Werbung damit treiben – Werbung für Cannabis in Radio oder Fernsehen ist gesetzlich verboten, falls mindestens 30 Prozent des Publikums minderjährig sind.

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