Aktivisten zum Beschnuppern

Ein Gespräch mit Steffen Geyer über die Hanfparade 2014

Bald ist es soweit, in weniger als zwei Monaten geht die nunmehr 18. Hanfparade an den Start, wieder wird es am zweiten Augustwochenende in der Bundeshauptstadt in Sachen Cannabis so richtig zur Sache gehen. Das Motto: “Grünes Licht für die Legalisierung”. Wir haben mit dem Versammlungsleiter der Hanfparade Steffen Geyer über den Marsch, die Vorzeichen und die Bedeutung von Deutschlands größter Pro-Cannabis-Demonstration gesprochen.

Steffen Geyer (2010)

Medijuana: Was wird das Besondere an der Hanfparade 2014 sein?

Steffen Geyer: Anders als in der Vergangenheit, geht es diesmal am Hauptbahnhof los. Wir hoffen, dass das für Teilnehmer von außerhalb besser ist. Am Hauptbahnhof kommt jeder an und innerhalb von Berlin kann man sich auch nicht mehr verlaufen. Außerdem werden wir dieses Jahr nicht die Hauptzen-trale der CDU passieren, sondern bei den Grünen vorbeilaufen. Die sind ja längst nicht so hanffreundlich, wie sie zuweilen vorzugeben versuchen. Deshalb wollen wir sie daran erinnern, dass sie die Legalisierung von Cannabis schon mehrfach versprochen haben. Das sollen sie endlich mal in die Tat umsetzen. Dann geht es weiter zum Bundesgesundheitsministerium, dort liegt der Fokus ganz klar auf Cannabis als Medizin. Mit etwas Glück gibt es bis dahin schon die ersten Patienten mit Anbaugenehmigung. Immerhin ist ja am 8. Juli Verhandlung in vier Verfahren von Patienten, die einen entsprechenden Antrag gestellt haben. Insofern würden wir diesen Fortschritt gern vor dem Ministerium feiern. Ansonsten werden wir den Anbau direkt vom Minister einfordern.
Anschließend geht’s weiter durch die Stadt bis zur Straße des 17. Juni zur Abschlusskundgebung.

MED: Und die wird diesmal ein echtes Highlight?

SG: Die wird diesmal zumindest größer als sonst werden, allein schon, weil wir mit Martin Jondo, D-Flame, Soom-T, Uwe Banton und Götz Widmann ziemlich coole Künstler auf der Dinafem-Bühne haben werden. Da sollte für jeden was dabei sein. Auf den Paradewagen werden dann zusätzlich die Freunde elektronischer Musik zum Zuge kommen. Auf dem Markt der Möglichkeiten sollen hanfpolitische Organisationen und Arbeitskreise die Gelegenheit bekommen, mit einem kostenlosen Infostand auf ihre Aktivitäten aufmerksam zu machen und für die Legalisierung zu werben. Ich hoffe, es wird uns gelingen, die Menschen auf der Hanfparade zu verbinden und zu vernetzen.

Steffen Geyer am HanftagMED: Apropos Vernetzung: Du planst mit einigen anderen Kollegen derzeit ein Projekt, das in Berlin direkt vor der Hanfparade stattfinden soll, nämlich ein Legalize Camp. Kannst du erklären, was das genau ist?

SG: Es gibt in Deutschland glücklicherweise immer mehr Aktivisten in der Hanfszene. Leider kennen sich nur die wenigsten persönlich. Viele kommunizieren zwar über das Internet oder sehen sich ab und zu auf den diversen Demos und Veranstaltungen, aber da ist jeder gut mit Arbeit eingedeckt und es fehlt das persönliche Beschnuppern-Können. Auf einem Legalize Camp kann man sich kennenlernen, sich austauschen, sich gegenseitig Ideen und Projektvorschläge unterbreiten. Das Camp ist zudem geeignet, aus einzelnen Hanfaktivisten eine echte Szene zu knüpfen – ein Netzwerk hanfbegeisterter Menschen, die sich gegenseitig unterstützen.
Allerdings ist bisher nicht klar, ob wir dieses Camp finanzieren können. Wir wollen gern auch solchen Aktivisten die Teilnahme ermöglichen, die nicht das Geld haben, den Camp-Aufenthalt aus der eigenen Tasche zu finanzieren. Mit 10.000 Euro könnten wir in Berlin 60 Leute für fünf Tage unterbringen und versorgen. Aber ich weiß nicht, ob wir das tatsächlich hinbekommen, momentan suchen wir noch Sponsoren.


MED:
Das Thema Hanf ist ja zurzeit in den Medien und in der Öffentlichkeit sehr präsent. Zumindest präsenter, als es in der Vergangenheit war. Wie viele Besucher erwartet ihr aktuell?

SG: Für die Hanfparade am 9. August 2014 rechnen wir mit etwa 10.000 Teilnehmer/innen. Bis es soweit ist, liegt aber noch viel Promoarbeit vor uns. Sicher scheint schon jetzt, dass wir diesmal noch größer werden als in den letzten Jahren. Allerdings werden wir wohl auf einige Leute verzichten müssen, die die Dampfparade in Köln besuchen, die ja nur eine Woche vorher, am 2. August, stattfindet. So kurz hintereinander auf zwei Demos, das kann sich nicht jeder leisten. Wir befürchten deshalb, dass von den Dampfparadlern nicht alle auch nach Berlin reisen werden.

MED: Motivier doch zum Schluss unsere Leser, auch zur Hanfparade zu kommen.

SG: Wir werden eine tolle Hanfparade erleben, das ist jetzt schon klar. Das Thema gewinnt derzeit an medialem Aufwind und immer mehr Menschen interessieren sich für die Cannabispflanze und ihre Möglichkeiten. Außerdem wird die Hanfparade nicht nur eine Demo, die politisch in die richtige Richtung weist, sondern auch ein großes Familientreffen, an dem wir alle jede Menge Freude haben werden. Wer nur einen Tag pro Jahr Zeit für die Legalisierung hat, sollte die Hanfparade besuchen!

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