Abrechnung in Albanien

Vor kaum einem halben Jahr haben wir Euch einen Einblick in den unbekanntesten Winkel Europas gewährt, aus dem mehr Marihuana an die verschiedensten Punkte des Alten Kontinents gelangt als aus Holland und Spanien. In dem auf den Cannabisanbau spezialisierten kleinen Dorf hat erstmals seit langer Zeit die Polizei den Sieg davongetragen.

Abrechnung in Albanien

Zur Erinnerung sei angemerkt, dass in Albanien der Cannabisanbau genauso illegal ist wie in den übrigen Ländern der südosteuropäischen Region. Und es steht zu vermuten, dass die Taten eines Menschen, der die Bevölkerung eines ganzen Dorfes, auch Frauen und Kinder, für einen Hungerlohn für die Cannabiszucht einspannt, nicht von den wohltuenden Eigenschaften des Cannabis geleitet werden und er sogar bereit ist, auch Menschenleben zu opfern, um sein Jahrhundertunternehmen zu schützen, nach dem sich angesichts der Umsatzzahlen auch ein mexikanischer Drogenbaron die Finger lecken würde. Offiziell produziert Lazart mit seinen 5.600 Einwohnern jährlich etwa 900 Tonnen Marihuana im Wert von 4,5 Milliarden Euro, was die Hälfte des Bruttonationalprodukts von Albanien ausmacht. Kein Cent von dieser Summe wird für die Gesundheitsvorsorge der Arbeiter ausgegeben, die sich zu Tode schuften: Auf den Hanffeldern des Dorfes erkranken sie in Massen – allem Anschein nach durch das Einatmen der zur Zucht verwandten Chemikalien. All das zusammengenommen, lässt das gelungene Eindringen der Polizei auf diese gigantische Plantage ausgesprochen begrüßenswert erscheinen. Doch der Landbesitzer gibt natürlich nicht so leicht auf – die anrückende Polizei erwartete er mit Granatwerferen und Maschinenpistolen, unter der Dorfbevölkerung nahm er Geiseln. Die Zahl der Polizisten, die an der Aktion teilnahmen, wurde in der Zwischenzeit von 500 auf 800 erhöht, und dank des lokalen Fernsehsenders konnte man live verfolgen, wie während des Sturms Spezialeinheiten mit schusssicheren Autos und Panzerfahrzeugen das Dorf umstellten und dann auf die Plantagen losgingen. Im Verlauf der Aktion am 16. Juni vernichtete die Polizei 11.000 Cannabispflanzen und mehrere Säcke Marihuana. Ins Zentrum des Dorfes waren sie aber nicht vorgedrungen, weil sie einerseits befürchteten, beim Erwidern des Feuers unschuldige Zivilisten zu verletzen, andererseits waren sie sich darüber im Klaren, dass die Anführer über ein ähnliches Arsenal verfügten wie sie. Als dieser Artikel entstand, war es gelungen, sechs Personen aus der Gruppe der organisierten Kriminellen festzusetzen, und wir hoffen, dass die Aktion mit weiteren Erfolgen abschließen wird und die versklavten Züchter von Lazart bald befreit werden.

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