Abhängigkeit von Antidepressiva

Cannabis wäre die Alternative

Eine neue Analyse stellt heraus, dass das Absetzen der am weitesten verbreiteten Antidepressiva stärkere Entzugserscheinungen hervorruft, als die Rezeptbeilagen angeben. Das wesentlich sicherere Cannabis wird kaum zur Behandlung von Depressionen eingesetzt, obwohl eine diesbezügliche Studie an einer kleinen Zahl von ProbandInnen hoffnungsvolle Ergebnisse präsentiert.

 

Nach Angabe der WHO sind weltweit 300 Millionen Menschen von Depressionen betroffen. Eine medikamentöse Behandlung der Symptome ist in der gesamten entwickelten Welt verbreitet. Hier steht Großbritannien an der Spitze, wo 16 Prozent der Bevölkerung, also sieben Millionen Menschen, Antidepressiva auf Rezept erhalten. Bei dieser Zahl möchte man glauben, dass bombensichere Medikamente im Umlauf sind, deren Nebenwirkungen und Suchtpotenzial gründlich erforscht sind. Nach einer britischen Studie zeigt sich jedoch, dass die verbreitetsten Antidepressiva SSRI (Serotonin-Wiederaufnahmehemmer) für AnwenderInnen eine viel größere Gefahr darstellen als bisher angenommen.

Die Forscher James Davies und John Reed wollten wissen, wie die PatientInnen die Nebenwirkungen dieser Antidepressiva erleben, ob sie die Medikamente leicht absetzen können und wie lange die Entzugserscheinungen anhalten. Sie verglichen insgesamt 23 Studien, die mit verschiedenen methodischen Ansätzen mit 14 bis 1.367 Personen erstellt worden waren. Die Ergebnisse sind schockierend: Durchschnittlich 56,4 Prozent der TeilnehmerInnen berichteten von Entzugserscheinungen und 45,7 Prozent von ihnen bewerteten diese als schwer. Die Entzugserscheinungen weisen eine breite Streuung von ein paar Tagen bis zu vielen Monaten auf; die Mehrheit der PatientInnen aber kämpfte mehr als zwei Wochen mit dem Entzug. Zwei Untersuchungen fanden heraus, dass 40 Prozent der Menschen, die Antidepressiva abgesetzt hatten, sechs Wochen, 25 Prozent sogar zwölf Wochen unter Entzugserscheinungen litten. Demgegenüber gibt das Nationale Gesundheitsinstitut an, dass die Symptome eines Entzugs gelinde seien und gewöhnlich innerhalb einer Woche vergingen. Davies und Reed sind jedoch der Meinung, dass viele PatientInnen die Tabletten wegen der Entzugserscheinungen nicht absetzten, sich dem monatelangen Kampf nicht gewachsen fühlten und sie lieber weiterhin einnähmen. Viele Befragte berichteten von schrecklichen Schwindelanfällen und Übelkeit, wenn sie versuchten, die Dosis zu verringern, andere von schwerem Zittern, Selbstmordgedanken, Durchdrehen, Halluzinationen und extremen Stimmungsschwankungen.

Wer hätte jemals Ähnliches mit Cannabis erlebt? Niemand, und das können wir mit Sicherheit behaupten, denn diese lange mit Argwohn betrachtete Pflanze wurde wie keine andere gründlich auf schädliche Wirkungen und Entzugserscheinungen untersucht. Wir wissen, dass Personen, die unter Depressionen leiden, sie schon lange zur Selbsttherapie nutzen. Schon 1996, im Jahr der ersten Legalisierung von Medizinalhanf, erschien eine Studie, die über die positiven Erfahrungen jener, die Depressionen mit Cannabis behandeln, berichtet. Zehn Jahre danach ergab eine Untersuchung mit 4.400 Personen, dass PatientInnen, die Cannabis wöchentlich oder täglich konsumieren, besserer Stimmung sind als andere, die sich des Konsums enthalten. Eine Studie aus dem Jahr 2007 fand heraus, dass eine kleine Menge THC die Symptome der Depression lindert, während eine höhere Dosis sie verstärkt. Dies wird damit erklärt, dass die Aktivierung der CB1-Rezeptoren sich auf die Produktion von Serotonin auswirkt, das Stimmungen reguliert. So ist es möglich, dass eine entsprechende Menge THC bei einer Depression positiv wirkt, und das ohne die Nebenwirkungen von Antidepressiva. Es besteht ein gewaltiger Bedarf an weiteren Untersuchungen zur Wirkung von Cannabis auf Depressionen, um mehrere Millionen Menschen von den fälschlich als sicher angepriesenen Antidepressiva zu befreien.

 

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