Trekt Uw Plant

Das belgische Modell des Cannabis Social Clubs

Trekt Uw Plant (TUP) ist der erste Cannabis Social Club (CSC) im belgischen Antwerpen, der 2006 von einer Gemeinschaft von Freunden mit dem gemeinsamen Ziel gegründet wurde, zu demonstrieren, dass Erwachsene in einem entsprechend geregelten System fähig sind, auf sichere und verantwortungsvolle Weise Cannabis zu konsumieren. Wie aber konnten sie das legal umsetzen?

Nach dem belgischen Gesetz kann jedes Individuum über 18 eine Pflanze zum persönlichen Gebrauch halten. Für alle, die dies aus verschiedenen Gründen nicht können, bietet CSC einen Service, mit dem man rechtlich zweifelhafte Lösungen umgehen kann. Die Klubmitglieder sind nicht dazu gezwungen, qualitativ schlechten oder chemisch behandelten Stoff von Kriminellen auf der Straße zu kaufen, im Wissen, dass sie mit dem Geld auch Straftaten wie den Menschenhandel fördern. Niemand müsste sich mehr solche Gedanken machen, wenn er sich nach einem stressigen Tag mit einem Joint entspannen will. TUP ermöglicht es den Mitgliedern, ihre natürlichen Rechte einer Organisation zu übertragen, die für einen Beitrag von 25 Euro pro Kopf eine Pflanze mit besonderer Pflege und mehrjähriger Erfahrung aufzieht und dann dem Mitglied für 7 Euro pro Gramm verkauft.

Verantwortungsvolle Zucht, sicherer Zugriff

Das Modell des TUP Cannabis Social Clubs fördert in einem freundschaftlichen Milieu die direkte Kommunikation von Konsumenten und Züchtern. Das bedeutet, dass die Mitglieder zum Dialog untereinander und mit den Züchtern ermuntert werden und damit enge Kontakte geknüpft werden. Wenn ein Mitglied beispielsweise Probleme mit einem Produkt hat, kann er sich direkt an den Züchter wenden und mit ihm zusammen eine Lösung suchen. Wenn es Probleme mit einem Mitglied gibt, sucht das Komitee den persönlichen Kontakt mit ihm, beziehungsweise schließt ihn im Falle einer Verletzung der Vorschriften aus dem Klub aus. Diese Regelung erlaubt es dem TUP, die Möglichkeiten weiterer Feinabstimmungen zu prüfen – hinsichtlich der sicheren und vertrauenswürdigen Zucht und des Konsums sowie der Schadensminimierung beim Gebrauch, um das Maximum aus der Pflanze herauszuholen. Das System funktioniert so gut, dass seine Praxis schon in mehreren Gerichtsprozessen verteidigt werden konnte und erfolgreich unter Beweis stellen konnte, dass es gegenwärtig keine Alternative zu der Non-Profit-Zusammenarbeit gibt. Der Zugriff der Mitglieder auf organisch angebautes Cannabis gibt auch der Gesellschaft ein ausgezeichnetes Beispiel.

Mit dem CSC für die öffentliche Sicherheit

Im Moment ist das TUP der einzige Cannabis Social Club in Belgien, aber als Resultat von konkretem Bedarf und wegen der erzielten Erfolge bei der Schadensbegrenzung wird in Brüssel ein neues CSC eröffnen, um den Cannabiskonsumenten der Hauptstadt auch einen solchen vertrauenswürdigen Service zu bieten. Seit März 2013 bietet das TUP den Interessenten Workshops darüber an, wie man ein CSC eröffnet. Dies ist ein sehr wichtiger Schritt zur Minimierung der Verbrechergruppen auf dem Schwarzmarkt und zur Schaffung legaler Arbeitsplätze. In Brüssel leben Kiffer in großer Zahl, für die diese Alternative wichtig ist, um den Kauf von zweifelhaftem Ganja auf der Straße zu vermeiden, mit dem sie das organisierte Verbrechen unterstützen. Mit anderen Worten tragen die CSC zur Gesundheit und öffentlichen Sicherheit bei. Der Leuvener Toxikologe Jan Tygat hebt seinen aktuellen Vorschlag hervor, dass die Regierung Marihuana anbauen und verkaufen müsse, um den Konsumenten den Zugang zu reinem Cannabis zu sichern, was das Komitee des TUP schon seit Jahren fordert. Dies wäre eine wirkungsvolle Methode, den Drogentourismus nach Holland zu verringern, den dort viele Politiker für problematisch halten, während andere das Problem darin sehen, dass sie nur mit einem großen Aufwand von Zeit und Geld über die Grenze in die Coffeeshops gelangen.

Hinter den Kulissen

Trekt Uw Plant hat momentan 300 Mitglieder. Man erwartet, dass diese Zahl sich in naher Zukunft verdoppelt, und dass TUP, um mit der Entwicklung Schritt halten zu können, mehr Züchter beschäftigen wird, wodurch es auch während der Wirtschaftskrise neue Arbeitsplätze schaffen kann. Um TUP-Mitglied zu werden, muss man ein Formular ausfüllen, im Büro oder online. Darauf folgt ein persönliches Treffen mit einem Komiteemitglied, in dem man Rechenschaft über den eigenen Konsum ablegen muss. Der Aufnahmekandidat lernt hier die Regeln der Organisation kennen und kann Fragen stellen, man plaudert und lernt sich kennen. Man ermuntert ihn, freundschaftliche Beziehungen zum Komitee und den übrigen Mitgliedern zu pflegen. Er kann jederzeit persönliche Treffen organisieren und die Mitglieder des Komitees auch anrufen. Das TUP hält etwa alle drei Monate einen “Sortentausch” ab, auf dem die Möglichkeit besteht, andere Mitglieder zu treffen, ihre Sorten kennen zu lernen und Marihuana der gleichen Menge zu tauschen. Der “Sortentausch” bietet auch Außenstehenden eine großartige Gelegenheit, zu beobachten, wie das CSC in der Praxis funktioniert. Im Gegensatz zum Schwarzmarkt ist das TUP eine vollkommen transparente und offene Vereinigung, die dem Publikum bereitwillig erklärt, wie sie funktioniert. Ihre Buchhaltung findet man im Internet, sie sind immer telefonisch erreichbar, aber auch per E-Mail und persönlich. Alle Informationen über das TUP findet man auf der Webseite, im Büro gibt es auch Broschüren. Die Züchter helfen den Konsumenten immer, eine Sorte nach ihrem Geschmack zu finden, außerdem enthalten die Aufkleber auf den angebotenen Päckchen Informationen über die jeweilige Sorte.

Das medizinische Repertoire

Das TUP unterhält ein medizinisches Programm und baut auch Medizinalhanf an. Falls die gewünschte Sorte nicht zur Verfügung steht, unternehmen sie alles, um sie zu beschaffen oder bieten alternativ eine ähnliche Sorte an, denn ihr Ziel ist es, die therapeutischen Bedürfnisse der Patienten optimal zu befriedigen. Mitglieder, die an schweren Krankheiten leiden, genießen Priorität und erhalten die besondere Fürsorge der Züchter und Mitglieder des Komitees. Da die belgische Rechtsprechung Erwachsenen den verantwortungsvollen Gebrauch von Cannabis ermöglicht, benötigt man kein ärztliches Rezept, die Priorität der Mitglieder ergibt sich aus der Schwere ihrer Erkrankung. Im TUP wird jede Pflanze liebevoll und mit Hingabe unter streng organischen Bedingungen gezüchtet, daher können die Mitglieder sicher sein, dass das Cannabis vom TUP erstklassig ist, gleichgültig, ob es für die Therapie oder die Entspannung gezüchtet wurde.

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