50.000 unbescholtene BürgerInnen

POT-DCEine der mystischen Auswirkungen der Legalisierung besteht wohl darin, dass sie nicht nur die Gegenwart und die Zukunft, sondern in gewissem Maße auch die Vergangenheit verändern kann. Selbst wenn sie Hunderttausende sinnloser Inhaftierungen nicht rückgängig machen kann, so kann sie doch Zehntausende von Ordnungswidrigkeiten im Zusammenhang mit Gras aus den Strafregistern streichen lassen.

Schauplatz ist diesmal Oregon, wo die Bevölkerung im November 2014 für die Legalisierung von Cannabis stimmte. Mit dem neuen Gesetz verlor die Verfolgung von KonsumentInnen und kleinen Dealern ihren Sinn. Daher beschloss der Senat, ein Programm für Menschen zu starten, die Vorstrafen wegen Besitz, Konsum, häuslichem Anbau oder Handel von geringen Mengen Marihuana bekommen hatten. Das Programm wird nach Schätzungen etwa 50.000 Personen einen besseren Zugang zu Weiterbildungsmaßnahmen und bessere Chancen bei der Arbeitssuche verschaffen. Dies ist ein gewaltiger Erfolg, denn in letzter Konsequenz konnte ein Strafverfahren wegen Kiffens eine Karriere zerstören oder den Zugang zu gut bezahlten Stellungen verbauen. Wenn die letzte Verurteilung mindestens 12 Monate zurückliegt, alle Geldstrafen beglichen, die verhängten Gefängnisstrafen abgebüßt sind oder man auf Bewährung freigekommen ist, ermöglicht der Gesetzgeber den ansonsten gesetzestreuen BürgerInnen nun die Streichung der Vorstrafe. Dann kann man sich beim zuständigen Gericht das Urteil aushändigen lassen, was etwa 250 Dollar kostet, um dann bei der Staatspolizei, die nochmal 80 Dollar für die Abnahme von Fingerabdrücken einsäckelt, die belastenden Spuren der Vergangenheit aus dem Strafregister tilgen lassen.

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