100 Tage Schmerz-Haft

Hexenjagd auf CSC-Salzburg-Obmann Willi Wallner

Es werden rund 100 Tage Untersuchungshaft gewesen sein, wenn der Obmann des Cannabis Social Clubs Salzburg (CSCS) ab 8. Juni in einer für mehrere Tage angesetzten Verhandlung nach dem Willen der Staatsanwaltschaft wegen der Produktion von Medical Cannabis und der Weitergabe von medizinischen Cannabisprodukten strafrechtlich verurteilt werden soll.

Ein Blick in die umfangreichen Akten ermöglicht jedoch eine andere Perspektive. Von fast 50 vernommenen PatientInnen, die ältesten knapp 80 Jahre, sagten mehr als zwei Drittel aus, dass sie mit Willi Wallners Cannabistinktur die beste Lebensqualität seit Beginn ihrer jeweiligen Erkrankung erreicht hätten. Zudem gaben die allermeisten an, dass sie Willis hausgemachte Tinktur geschenkt bekommen hätten. Fünf Zeugen verstarben, bevor sie einvernommen werden konnten.

Die U-Haft entwickelte sich für Wallner zur Schmerz-Haft. Gerade einmal drei Stöße Sativex morgens und fünf Stöße abends waren alles, was ihm erlaubt wurde. Dies führte zwar zur Normalisierung seines nach Morphium-Injektionen auf lebensgefährliches Niveau gestiegenen Blutdrucks, konnte aber seine chronischen Schmerzen nicht lindern. Trotz seines sich stetig verschlechternden Gesundheitszustandes wurde er für haftfähig erklärt, nachdem ihm in einem früheren Behördenschreiben permanente Haftunfähigkeit eingeräumt worden war. Bis zum Redaktionsschluss hat Wallner in der Haft 14 Kilo Körpergewicht verloren und kämpfte mit den permanenten Schmerzen in seinem verpfuschten Sprunggelenk.

Wallner fühlt sich mittlerweile als Opfer einer Hexenjagd. „Es kann doch nicht sein, dass ich eingesperrt werden soll, weil ich mir und vielen anderen kranken Menschen mit Cannabis und meiner Tinktur geholfen habe“, versteht Wallner die Welt nicht mehr.

Insgesamt sechs ärztliche Gutachten bescheinigen dem Medical-Cannabis-Pionier, dass er seine Schmerzen am besten mit seinem selbst produzierten Cannabis und den Tinkturen, die er daraus herstellt, in den Griff bekommt, nachdem er nach seinem Arbeitsunfall fünf Jahre im Morphium-Nebel verbrachte. In einem ersten Verfahren wurde ihm kein entschuldigender Notstand zugestanden. „Somit bleibt das Recht auf Gesundheit und Schmerzfreiheit in Österreich weiterhin kriminalisiert“, kritisierte Hanf-Instituts-Obmann Toni Straka die strafrechtliche Verfolgung von Kranken auf Basis eines veralteten Gesetzes aus dem letzten Jahrhundert.

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